Hat das Fernsehen ausgedient?

04.03.2024 19:06
#1
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Gestern Abend sah ich im ORF eine Talkrunde, wo ein Experte meinte, im Jahr 2029 werden die analogen Medien drastisch zurückgegangen sein und nur noch ein Drittel Marktanteil haben bzw. ausmachen, was genutzt wird.

Macht mir das Sorgen? In keinster Weise! Denn das Fernsehen schafft sich selber ab. Neben meinem Hassthema Nummer 1, dem Gendern, werden uralte Zoosendungs-Folgen aus der Anfangszeit wiederholt, Krimis wie "Tatort" gehen die Ideen aus und dass es 2 Moderatoren bei den Tagesthemen gibt, ist auch Wahnsinn. Dass es überhaupt 2 öffentlich rechtliche Sender gibt mit einer eigenen Nachrichtensendung. Die Formate "MoMa" und "MiMa" (Morgen- bzw. Mittagsmagazin) sind doch schließlich auch schon Gemeinschaftsprojekte beider Sender.

Dann besagter ORF. Da blieb ich bis in die Nacht auf, weil ich eine Doku sehen wollte, da verschwindet das Bild und es wird "Keine Rechte" eingeblendet (zusammen mit einem Videotext-Thumbnail). Was soll denn dieser Quatsch? Darf man gewisse Sendungen aus Österreich in Deutschland nicht sehen, andere aber schon?

Hinzu kommt der (berechtigte) Unmut über die ständig steigenden Rundfunkgebühren, von denen viele Dinge finanziert werden, die mir am Arsch vorbei gehen.

Bereits jetzt ist das Beste, was der MDR jemals auf die Beine gestellt hat, der Youtube-Kanal "Mr. Wissen 2 Go" - also außerhalb des Fernsehens. Und kaum eine Fernsehzeitung kommt noch ohne die Zusätze "Streaming-Programm" und Lifestyle-Themen daher.

Das Internet wird mehr und mehr das dominante Medium werden.

Doch dann sollte sich das auch "im Außen" widerspiegeln. Wann endlich werden Hotels Laptops in den Hotelzimmern hinstellen anstatt einen Fernseher an die Wand zu hängen? Sicherlich, das wird dauern, denn so ein Fernseher ist immer noch wesentlich günstiger. Daher muss sich dringend was ändern an den Preisen für Laptops, Computer und Co.


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04.03.2024 20:57
avatar  Malcolm
#2
Ma

Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, wieso sich das klassische Fernsehen noch hält. Dass sich sehr viele Menschen gleichzeitig einen Film oder eine Sendung ansahen und dann am nächsten Morgen ein Gesprächsthema hatten, ist weitestgehend vorbei. "Durch Streaming sieht doch heute jeder für sich was anderes und das zu jeder Zeit" - sollte man meinen.

Ist aber nicht der Fall. Gerade die Sendungen auf den "Asi"-Sendern wie RTL oder Prosieben würden nicht mehr laufen, wenn es kein Publikum dafür gäbe. Und auch ich gebe offen zu: Zur Entspannung gucke ich abends gerne fern. Lasse mich überraschen, welche Folge South Park läuft oder schaue auf ZDF Neo mal einen guten Film, wie Samstag erst "Breakdown" mit Kurt Russel.

Die Entwicklung geht definitiv dahin, dass Fernsehen weg bricht. Aber während ich weiß, dass das einige Künstler schon in den 2000ern sagten und wir seit den 2010ern definitiv jede technische Voraussetzung dafür haben, ist mir auch die Trägheit des Menschen bewusst. Bis 2029 nur noch ein Drittel Marktanteil? Ich halte mal vorsichtig dagegen...


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04.03.2024 23:13
#3
10

Selbst mein Fernsehkonsum ist geringer geworden.Ich gucke zwar mittlerweile viel YouTube, aber ich gehöre immer noch nicht zu den fernsehfreien Leuten (Woran erkannt man die? Sie sagen es einem...)
Dem Radio, gerade dem analogen UKW Rundfunk, hat man auch schon vor 10 Jahren das Aus prophezeit bzw. sogar auf die Ablösung durch DAB hingearbeitet, mobile Player mit massiv Speicher, wie iPod und Smartphone, gubt es auch schon lange, und trotzdem lebt Radio immer noch.

Ja, über das Programm kann man streiten, aber ich genieße gerne die Freiheit, daß ich mir nichts aussuchen muß. Da läuft irgendwas, und wenn es mir gefällt, hör ich zu oder sehe hin. Beim Radio zum Beispiel hab ich nicht mehr die Muße wie früher, mir ständig Playlists zu erstellen, sondern ich setz mich in meine Karre, drehe den Zündschlüssel und es läuft automatisch ein hoffentlich brauchbares Musikprogramm . Abends ist das sogar manchmal der Fall.

So ist es auch beim Fernsehen, da stolpere ich auch gerne mal über Sendungen, die interessant sind, und die ich mit einem Streamingdienst glatt versäumt hätte, weil ich nicht aktiv danach gesucht hätte.

Ich denke, einige Jahre bleibt uns TV noch erhalten. Außerdem ist der Verteilungsweg beim klassischen Fernsehen effizienter, da läuft ein Uplink pro Kanal und wird von einem solarbetriebenen Satelliten ziemlich energieeffizient an alle Empfänger gestrahlt, statt für jeden Honk einzeln als Stream zeitversetzt durch die Netze zu drängeln.

Ich hoffe doch sehr, daß meine Generation noch ca. 30 Jahre hat, und wir gehören noch zu denen, die gelegentlich TV glotzen.

Die Gebührenkiste stößt auf viele Mißverstandnisse. Der ganze Sinn dahinter ist eigentlich, daß man nicht über den Geldfluss den Inhalt bestimmen kann (mag ich nicht, guck ich nicht, zahl ich nicht), damit nicht irgendjemand einen Geldkoffer auf den Tisch stellt und Propaganda kauft und damit sich das Programm nicht auf Fußball und Titten beschränkt, weil das die meisten sehen wollen.

Im Idealfall stellt der ÖRR ein Buffet bereit, auf dem jeder was findet, und wo auch mal was zum Probieren liegt, was man sonst übersehen hätte.

Da freue ich mich auch mal über Nischensendungen oder sogar Nischensender, die mir weniger Alltagsbrei anbieten.

Das das nicht immer klappt, und daß man da auch mal was reformieren kann, ist unbestritten. Aber ein TikTok Algorithmus, der mir irgendwelchen Stuss um die Ohren haut, damit ich dran bleibe (denn davon hängen die Werbeeinnahmen ab), und in den alle möglichen komischen Leute zweifelhafte Inhalte reingöbeln...nein, danke!

Da ich in einem dicht besiedelten Gebiet mit recht heterogenen Ereignissen wohne, freue ich mich auch über die vermeintlich unnötigen vielen Lokalstudios. Ein Deutschlandfunk wäre mir nicht genug.

Ich gehe davon aus, daß uns Fernsehen noch einige Zeit erhalten bleibt.


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05.03.2024 18:10
#4
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Das stimmt natürlich. Die zufälligen Dinge, die man sieht, bergen Überraschungen, die man so nicht hat, wenn man gezielt nach Content sucht.

Dennoch sinkt der Anteil an brauchbarem Material immer mehr und mehr. Eine politische Diskussion kann man gar nicht mehr ansehen: entweder es wird gegendert (wie gestern Abend bei "Fakt ist!"/MDR), es gibt absolute Fehlbesetzungen bei der Moderation (Louis Klamroth/"Hart aber Fair", der Partner von der Neubauer) oder die Sendungen kommen zu Uhrzeiten, wo der Schichtarbeiter schon im Land der Träume ist (Lanz, Maischberger, Reschke usw.). Dadurch entgehen durchaus interessierten Leuten wie mir vielerlei Dinge. Ich erinnere mich als mich ein Busfahrer nicht mitnehmen wollte bzw. durfte, weil da die FFP2-Pflicht eingeführt wurde, ich aber nur einen dünneren Schnuffi hatte. "Kam doch überall im Fernsehen", meinte er vorwurfsvoll.


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