Miriam und Sabine

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20.04.2024 15:22
#46
de

Abgesehen von Miriams kleinem Aussetzer verbrachten die beiden einen wunderschönen Tag und genossen es sichtlich, in der Nähe des jeweils anderen zu sein. "Wollen wir noch ein bisschen Wasser treten?", schlug Miriam vor, als ihr schattiges Plätzchen mehr und mehr in die Sonne wanderte. "Gute Idee", sagte Ben und fing an, die Sachen wieder zu verstauen. Seine Begleiterin half mit, so dass sie wenig später wieder bei ihren Rädern standen.

"Hier ist es schön schattig, rauchen wir noch eine?", fragte Ben und deutete auf den Tabakbeutel in seiner Hand. Miriam nickte. Sie verspürte zwar keine direkte Lust auf eine weitere Zigarette, hatte aber auch nichts dagegen. "Warum nicht", sagte sie und griff nach ihrer Schachtel. Ben gab wie üblich erst Miriam Feuer und zündete dann seine selbstgedrehte an. Rauchend standen sie nebeneinander. In ihren Zehentrennern ohne Absatz kam sich Miriam wahrhaft winzig vor. "Beim nächsten Mal ziehe ich hohe Hacken an", beschloss sie und zog an ihrer Zigarette. Der leichte Schwindel beim Rauchen stellte sich dieses Mal nicht ein, dennoch fühlte Miriam sich gut.

Gut gelaunt radelten die beiden weiter zur Wassertretstelle, an der Miriam den vergangenen Sonntag verbracht hatte. Einmal mehr lag die Bank wie ausgestorben im Schatten, auch im Kneippbecken schwammen nur einzelne Blätter herum. Miriam und Ben entledigten sich ihrer Schuhe und stapften kurz darauf einträchtig durch das kalte Wasser. "Sehr erfrischend", stellten sie einhellig fest, machten es sich auf der Bank bequem und gönnten sich jeder noch ein Stück Kuchen.

"Nächsten Mittwoch ist an er Uni eine Party der Sprachwissenschaftler, magst Du auch hinkommen?", fasste sich Ben schließlich ein Herz. "Ich würde mich freuen", fügte er zaghaft hinzu. Miriam, die noch nie bei einer Uni-Fete war, reagierte verunsichert. "Meinst Du wirklich?", fragte sie. "Wer geht denn so da hin und was zieht frau da an?", fügte sie hinzu. "Das ist total entspannt", beruhigte Ben. "In dem Outfit fällst Du kein Stück auf." "Nicht mal mit den Birkis?", staunte Miriam. "Nicht mal mit den Birkis", wiederholte er.

Nach einer kurzen Pause grinste Miriam ihn an. "Beim nächsten Treffen hab ich Absätze an, sonst bist Du einfach zu groß", sagte sie und lachte. "Ich komme am Mittwoch gerne mit." "Streng genommen bist Du ohne Absätze einfach zu klein", konterte Ben und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. "Ich freue mich, dass Du mich begleitest ..."

In gelöster Stimmung plauderten die beiden den Rest des Nachmittags und machten sich schließlich auf den Heimweg. Beim Einpacken hatte Miriam gesehen, dass noch reichlich Reste vom Picknick da waren. "Wollen wir zusammen essen?", schlug sie vor. "Es ist noch so viel übrig, das Wäre doch schade. Bei mir ist zwar nicht aufgeräumt ..." "Das macht nichts", fiel Ben ihr ins Wort. "Erstens bin ich ein Mann und sehe sowas nicht und zweitens kann es nicht schlimmer aussehen als in meiner WG mit zwei Frauen!" "Also gut, dann bei mir", sagte Miriam. Sie verspürte in diesem Moment keinerlei Bedürfnis, Bens Mitbewohnerinnen kennenzulernen.

Einige Minuten später standen sie vor dem Fahrradkeller. "Das war richtig schön", sagte Ben zufrieden, als er sein Fahrrad vor der Haustür abgestellt hatte. "Rauchst Du eine mit, bevor wir reingehen?", fragte er. "Zumindest bei uns in der Wohnung wird nicht geraucht", fügte er hinzu und packte seinen Tabak aus. Miriam überlegte kurz. "Nee, lass mal", antwortete sie. "Vor dem Essen nicht mehr. Ich geh schon rauf und räume noch ein bisschen auf, einverstanden?" "Wenn Du möchtest, mach das so", erwiderte Ben. "Ich freue mich aber auch, wenn Du mir Gesellschaft leistest ..."


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20.04.2024 20:58
#47
Ch

Eine sehr schöne Fortsetzung
Vielen Dank


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20.04.2024 23:20
#48
de

Miriam war hin und her gerissen. Einerseits wollte sie Ben ihr kleines Reich möglichst aufgeräumt präsentieren, aber gleichzeitig genoss sie seine Nähe. In Gedanken ging sie einmal durch ihre Wohnung und stellte erleichtert fest, dass sie die Spuren der Picknickvorbereitung bereits beseitigt hatte. "Na gut, im Schlafzimmer liegen noch die Klamotten, die durchgefallen waren. Aber da müssen wir ja auch nicht hin", dachte sie. "Zumindest heute noch nicht", fügte sie hinzu und lächelte in sich hinein.

"Dann mache ich das einfach", sagte Miriam und strahlte Ben an. "Besser als Aufräumen ist das allemal", neckte sie ihn, holte ihre Zigaretten aus der Tasche und ließ sich Feuer geben. Beim Rauchen plauderten die beiden weiter und machten sich anschließend auf den Weg in ihre Wohnung.

"Schuhe aus!", versuchte Miriam ein gespieltes Keifen, als Ben im Flur stand. "Spinatwachtel", konterte er lachend und stellte seine Birkenstocks neben ihre. "Schön hast Du es hier", sagte er anerkennend, nachdem sie ihm Küche und Wohnzimmer gezeigt hatte. "Das Schlafzimmer lassen wir mal weg", erklärte sie grinsend. "Erstens ist es nicht aufgeräumt und zweitens wollen wir ja nicht auf komische Ideen kommen ..." "Was meinst Du bloß?", stellte sich Ben dumm und beide fingen an zu lachen.

Weil noch niemand wirklich hungrig war, stellte Miriam zunächst nur zwei Gläser und Getränke auf den Tisch, bevor sie neben Ben auf dem Sofa Platz nahm. Das Gespräch lebte wieder auf, dabei tauschten die beiden hauptsächlich kleine Spitzen und Neckereien aus. Beide freuten sich, den anderen regelmäßig zum Lachen zu bringen. Gerade Miriam tat das nach der anstrengenden Woche richtig gut.

Sichtlich gelöst schlug sie schließlich doch vor, noch etwas zu essen. "Lachen macht hungrig, findest Du nicht auch?", fragte sie Ben und packte die Reste vom Picknick aus. "Gute Idee", stimmte er zu und erhob sich, um die Sachen von der Küche ins Wohnzimmer zu tragen. "Die Köttbulla und der Kuchen sind auch drinnen richtig lecker", stellte Ben fest und machte sich über das Essen her. Miriam freute sich über das Lob und griff zu. "Zu zwei schmeckt es immer besser", behauptete sie.

"Von mir aus können wir gerne öfter zusammen essen", schlug Ben vor. "Mit meinen Mitbewohnerinnen ist das immer schwierig, weil beide nur vegane Rohkost esssen und mir immer einen Vortrag halten, wenn ich mir ein Wurstbrot schmiere. Darauf kann ich gut verzichten."

"Wann kommst Du denn so nach Hause?", wollte Miriam wissen. "Ganz unterschiedlich", antwortete Ben. "Montags bin ich bis spät abends beim Sport und übermorgen treffe ich mich abends mit meiner Lerngruppe. Da bringt jeder Essen mit, weil das auch lange geht. Mittwochs muss ich bis 18.00 arbeiten, danach könnte das klapppen."

"Donnerstags bin ich meist mit Sabine im Biergarten", nahm Miriam den Ball auf und biss in den vorletzten Köttbulla. "Lass uns doch den Mittwoch mal festhalten - wenn nicht gerade Uni-Party ist", murmelte sie mit vollem Mund und freute sich, als Ben nickte. Nach den Mini-Frikadellen musste auch der Kuchen daran glauben, so dass die Reste vom Picknick bald aufgegessen waren. "Sehr schön", freute sich Miriam. "Dann muss man nichts wegschmeißen ..."

"Wieviel größer wirst Du eigentlich mit hohen Hacken?", erkundigte Ben sich grinsend. "Wenn Du mit nach unten kommst, darfst Du mir das gerne zeigen." "Warum unten?", fragte Miriam zurück, während sie aufstand. "In Deiner Wohnung gilt Schuhe aus", entgegnete Ben und grinste noch mehr. "Außerdem brauche ich etwas frische Luft", fügte er hinzu und malte mit seinen Händen Gänsefüßchen in die Luft. "Natürlich, Du hast Recht", gab Miriam sich geschlagen. Sie ging zu ihrem Schuhschrank und holte die hochhackigen Holzsandalen heraus. Sie steckte ihre Zigaretten ein und ging mit Ben nach unten.

Während er vor der Tür seinen Tabak herausholte, griff sie zum zweiten Mal an diesem Tag unbewusst zu ihren Zigaretten und rauchte, obwohl sie keine wirkliche Lust dazu verspürte. "Morgen wird rauchfrei", beschloss Miriam, während sie neben Ben stand. Dank der hohen Absätze war sie jetzt nur noch etwas kleiner als er und musste nicht mehr so weit zu ihm aufschauen. "So ist's besser", sagte sie deshalb zu Ben. "Da hast Du recht", alberte er. "Wenn ich auf die Idee käme, Dich zu küssen, bekomme ich bei den Schuhen keine Rückenschmerzen ..." Miriam errötete und zog hektisch an ihrer Zigarette. "Ganz ehrlich kann ich mir schlimmeres vorstellen", setzte sie an und ein freches Grinsen auf. "Als Rückenschmerzen natürlich - woran Du schon wieder denkst ..."

Als die beiden wieder ins Haus gingen, verabschiedete Ben sich. "Lass uns Mittwoch telefonieren, wann wir uns am Bahnhof treffen", schlug er vor. "Ich kann gegen 18.15 dort sein." "Vor 18.45 werde ich es kaum schaffen", vermutete Miriam. "Es sei denn, ich darf früher gehen. Aber wie soll ich Dich ohne Nummer anrufen?" Ben zückte sein Telefon und schickte ihr eine Nachricht. Zum Abschied klapperte Miriam in ihren Sandalen auf ihn zu und umarmte ihn. "Danke für einen wunderschönen Tag", hauchte sie ihm ins Ohr und drückte ihm zum Abschied einen vorsichtigen Kuss auf die Wange.


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26.04.2024 21:53
#49
de

Miriams Montag verlief ereignislos. Die junge Frau blieb standhaft und verzichtete aufs Rauchen, was ihr ziemlich leicht fiel. Die Mittagspause nutzte sie, um noch ein Paar Holzsandalen mit Absatz zu kaufen, dieses Mal jedoch mit Fersenriemen. "Die verliere ich nicht so leicht", überlegte Miriam und nahm sich vor, die neuen Schuhe am Dienstag zur Arbeit zu tragen.

Am Dienstag war Miriam spät dran und musste sich beeilen, um pünktlich bei der Arbeit zu sein. Sie stand vormittags allein im Laden und hatte reichlich zu tun. Nicht zuletzt dank wahrer Heerscharen von Touristen und Postkartenkäufern war Miriam ständig auf den Beinen und hatte keine Gelegenheit, sich hinzusetzen. Auch ihr alter Trick, die hohen Schuhe beim Kassieren kurz abzustreifen, funktionierte wegen des Fersenriemens nicht.

Gegen Mittag brachte ein Paketbote einige bestellte Bücher. Nachdem Miriam die Lieferung angenommen hatte, zündete der Bote sich direkt vor der Ladentür eine Zigarette an und zog gierig daran. "Jetzt eine rauchen!", dachte die junge Frau und stellte fest, dass sie ihre Schachtel und das Feuerzeug zu Hause gelassen hatte.

In diesem Moment betrat Miriam Chefin den Laden und schickte ihre Angestellte direkt in die Pause. "Mach mal, Miriam", sagte sie. "Ich komm alleine klar. Erzählst halt später, was heute morgen so war." Die angesprochene stöckelte dankbar nach draußen. Mit klopfendem Herz und rotem Kopf stand sie wenig später am Tresen des Tabakladens. "Einmal Eve 120 und ein Feuerzeug", stammelte sie, bezahlte ihren Einkauf und ging zurück nach draußen.

Hektisch riss Miriam die Folie weg, öffnete die Schachtel, entnahm ihr eine Zigarette und steckte sie in den Mund. Das Feuereug klickte und kurz darauf zog die junge Frau an der brennenden Zigarette. "Wow!", staunte Miriam, wie gut sich das anfühlte und die Anspannung des Vormittags von ihr abfiel. Genüsslich rauchte die die Zigarette zu Ende und kaufte sich anschließend Pfefferminzbonbons - auf keinen Fall wollte sie Kunden mit einem Raucheratem belästigen.

Am Nachmittag fanden deutlich weniger Kunden den Weg in die Buchhandlung. Das brachte Miriam Zeit, sich um die Kinderbücher im Laden zu kümmern. Dabei schweiften ihre Gedanken immer wieder ab und kreisten um die vergangene Mittagspause. "Bin ich jetzt eine Raucherin?", grübelte sie ein ums andere Mal. "Als Nichtraucherin gehe ich wohl nicht mehr durch", musste sie zugeben und widmete sich wieder den Büchern.

Nach Feierabend radelte Miriam direkt nach Hause und war froh, als sie ihre Schuhe ausziehen konnte. Erst jetzt bemerkte die junge Frau, wie hungrig sie war, weil sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Schnell machte sie sich ein Abendbrot und stürzte sich darauf. "Das war echt nötig", stellte Miriam nach dem Essen fest und räumte ihre Wohnung auf. "Vorgestern habe ich eine geraucht statt aufzuräumen", erinnerte sie sich an den Ausklang des Picknicks. "Heute nicht", entschied sie und brachte ihr kleines Reich wieder auf Vordermann.

"Jetzt eine Zigarette zur Belohnung?", überlegte Miriam nach getaner Arbeit und wunderte sich, dass ihr dieser Gedanke kam. "Ich geh mir noch ein bisschen die Füße vertreten", beschloss sie, schnappte sich ihre Zigaretten samt Feuerzeug und stieg wieder in die hochhackigen Sandalen. "Je mehr ich übe, umso länger halte ich morgen durch", dachte Miriam und bemühte sich, trotz ihrer Klapperlatschen leise durchs Treppenhaus nach unten zu gehen.

Dort nahm sie eine der Zigaretten und platzierte sie zwischen ihren Lippen. Mit einem leisen Klick des Feuerzeugs entfachte sie die Flamme und entündete die Zigarette. Als Miriam daran zog, leuchtete deren Spitze hell auf. Beim Rauchen lief Miriam die Straße hinunter und kam an einem Schaufenster vorbei. Fasziniert beobachtete sie sich beim Ziehen an der Zigarette und beim Auspsuten des Rauchs. "Bei Sabine und Ben sieht das anders aus", erkannte sie und überlegte, woran das wohl liegen könnte. "In der Schule haben die anderen immer davon gesprochen, dass sie auf Lunge rauchen", kam Miriam in den Sinn. "Warum sollte man den Rauch freiwillig inhalieren? Warum rührt man überhaupt freiwillig eine Zigarette an?", fragte sie sich.

Zumindest auf die zweite Frage fielen Miriam zu ihrer Überraschung einige Antworten ein. Die Tatsache, dass sie am Vormittag plötzlich so ein starkes Verlangen nach einer Zigarette entwickelt hatte und sich deshalb eine Schachtel kaufen musste, stimmte die junge Frau äußerst nachdenklich. Gleichzeitig war sie neugierig, ob das Rauchen auf Lunge den Unterschied zwischen den anderen Rauchern und ihr machte. Als Miriam sich so indirekt selbst den Stempel Raucherin aufdrückte, versetzte ihr das einen kleinen Stich.

Nervös und verunsichert führte sie die Zigarette zum Mund, zog daran und blies den Rauch wie bisher in den Abendhimmel. "Ich probier das jetzt aus", beschloss Miriam und musste feststellen, dass die Zigarette heruntergebrannt war und ausgedrückt werden wollte. Kurz entschlossen tat sie das und befreite direkt danach eine weitere Zigarette aus der Schachtel.

Ihre Hand zitterte leicht, als die junge Frau das Feuerzeug zur Spitze der Zigarette führte. Miriam nahm einen Zug und zwang sich, den Rauch einzuatmen. Natürlich musste sie heftig husten und rang um Atem. "Das war widerlich!", schimpfte sie und war kurz davor, den Versuch abzubrechen. "Andererseits reden immer alle davon, dass man beim ersten Mal husten muss", dachte Miriam und wartete, bis sich ihre Atmung wieder beruhigt hatte.

Dann zog sie erneut an der Zigarette und versuchte ein zweites Mal, den Rauch zu inhalieren. Dieses Mal fiel der Hustenreiz deutlich schwächer aus, so dass Miriam das Husten unterdrücken konnte. Stattdessen beobachtete sie sich beim Ausatmen des Rauchs im Schaufenster. "Definitiv anders als vorher und zumindest so ähnlich wie bei den anderen", stellte sie fest.

Beim dritten Versuch bemerkte die junge Frau keinen Hustenreiz mehr, dafür stellte sich seit langem wieder der leichte Schwindel ein. "Es wird", kommentierte Miriam ihr Spiegelbild und freute sich insgeheim, dass das Gefühl der Achterbahnfahrten wieder da war. Auch den Rest der Zigarette rauchte sie auf Lunge und machte sich dann auf den Rückweg zu ihrer Wohnung.


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29.04.2024 22:51 (zuletzt bearbeitet: 29.04.2024 23:16)
#50
Ch

MEGA Miriam kauft jetzt selbst Eve120 und ist bereits richtig gierig
Ben wird sehr erfreut sein


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02.05.2024 21:41
avatar  Markb
#51
Ma

Mega tolle Story! Hoffe die Story geht bald weiter. Wird Miriam auch mal eine selbstgedrehte Zigarette probieren? Würde ja vielleicht zu ihrem Öko-Outfit passen:-)

Vielen Dank!


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03.05.2024 16:01
#52
Bi

Super Story. Finde es auch toll, dass es hier ja nicht nur darum geht, dass sich Miriam an das Rauchen von Zigaretten gewöhnen muss, sondern auch dass beide sich an die ebenfalls gewöhnungsbedürftigen Schuhe, die die jeweils andere so gerne tragen, gewöhnen müssen und auch gewöhnen.
Bin gespannt, wie es weitergeht.


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Gestern 23:05
#53
de

Miriams Wecker klingelte am nächsten Morgen früher als sonst, weil sie direkt nach der Arbeit zur Uniparty in der Nachbarstadt fahren würde und sich ein wenig hübsch machen wollte. Angesichts der Temperaturen entschied sie sich für eine knöchellange enge Jeans und eine legere Bluse. "Dazu die neuen hohen Schuhe, damit der arme Kerl keine Kreuzschmerzen bekommt", spottete Miriam. "Dass mir dabei vermutlich die Füße absterben, interessiert wieder keinen ..."

Anders als sonst trug Miriam dezentes Makeup auf, band ihre Haare zu einem Zopf und setzte ihre Brille auf, ohne die sie sich inzwischen nahezu blind fühlte. "Die kleine Handtasche reicht", beschloss sie. "Gestern passten Geldbeutel, Handy und Zigaretten locker rein." Sie entdeckte die Schachtel auf dem Wohnzimmerschrank und stopfte sie zu den anderen Sachen in der Handtasche, bevor sie sich ein Müsli für die Mittagspause vorbereitete.

An diesem Mittwoch entschied Miriam sich, mit dem Bus zur Arbeit zu fahren. Auf dem Weg zur Haltestelle kam ihr kurz der Gedanke, die Zeit mit einer Zigarette zu überbrücken, doch sie entschied sich dagegen. "Wäre doof, wenn ich nicht zu Ende rauchen kann, weil der Bus da ist", überlegte sie. Auch der zweite Fußweg zwischen Busbahnhof und Buchladen war zu kurz, zumal sie mit Verspätung ankam und sich beeilen musste, rechtzeitig im Laden zu sein.

Miriams Arbeitstag verlief reichlich unspektakulär. In einer kurzen Mittagspause aß die junge Frau ihr Müsli und machte sich an die Aufgaben des Nachmittags, denn sie wollte und durfte heute früher Feierabend machen als sonst. "Hey, ich komme doch eher raus. 18.15 am Bahnhof?", schrieb sie Ben. "Geht klar, ich warte am Ausgang auf Dich", schrieb der zurück. "Super, freue mich", beendete Miriam den Chat und steckte ihr Handy zurück in die Handtasche.

Am Bahnhof tummelten sich zu Feierabend etliche Pendler, die alle nach Hause wollten. Miriam hatte reichlich Zeit, sich eine Fahrkarte zu kaufen und zum richtigen Gleis zu laufen. Erstaunlicherweise hatten sich ihre Füße noch nicht beschwert, obwohl die junge Frau nahezu den ganzen Tag auf den Beinen und kaum zum Sitzen gekommen war. "Der Zug fährt in gut zehn Minuten", stellte sie fest, als sie am Bahnsteig angekommen war. Sie schaute sich um und entdeckte am Ende des Bahnsteigs eine Menschentraube.

"Ach ja, die Raucher", erinnerte sich Miriam. "Irgendwie könnte ich jetzt auch eine vertragen", schoss ihr im nächsten Augenblick durch den Kopf. Miriam stöckelte auf die Gruppe zu und nestelte eine Zigarette aus ihrer Handtasche. Bevor sie auch das Feuerzeug herauskramen konnte, bot eine andere Frau ihr Feuer an. "Danke", sagte Miriam und nahm einen tiefen Zug. Wie am Vorabend inhalierte sie den Rauch und stellte fest, dass das ohne Husten funktionierte. "Das tut gut", befand sie. "Ob ich jeden Tag hier stehen würde, wenn ich pendeln müsste?", überlegte sie sich.

Obwohl Small Talk nicht Miriams starker Fuß war, kam sie mit der Dame, die ihr Feuer gegeben hatte, recht einfach ins Gespräch. Die Wartezeit verging wie im Flug. Das beide Frauen den selben Zug nehmen wollten, stiegen sie gemeinsam ein und plauderten auch die Zeit bis zur Nachbarstadt weg. Gut gelaunt verabschiedete Miriam sich und stieg aus. "Pfefferminz", fiel ihr ein, als sie an das Zusammentreffen mit Ben dachte. Schnell steckte sie eine der Pastillen in den Mund, um den Zigarettengeruch zu überdecken.

Am Ausgang des Bahnhofs wurde Miriam bereits erwartet. Wieder ergriff sie die Initiative, umarmte Ben und deutete einen Wangenkuss an. "Schön, dass es geklappt hat", freute der sich über ihre Anwesenheit. "Wollen wir direkt los oder brauchst Du noch einen Moment?" "Ich würde mir noch schnell was zu Essen holen für den Fall, dass es an der Uni nichts gibt", entgegnete Miriam. "Das kannst Du Dir sparen", erklärte Ben. "Dann los", drängelte seine Begleiterin. "Ich war schließlich noch nie bei einer Studentenfete."

Mit dem nächsten Bus fuhren die beiden zur Uni, wo die Party noch recht spärlich besucht war. "Keine Angst, das wird noch", versprach Ben. "Musst Du morgen eigentlich arbeiten?" Miriam wurde rot; siedend heiß fiel ihr ein, dass sie ihre Chefin nach einem freien Tag hatte fragen wollte. "Oops", sagte sie verlegen und beschloss, das sofort nachzuholen. Schnell tippte sie eine Nachricht und hoffte auf eine positive Antwort.

In der Zwischenzeit hatte Ben zwei Kommilitoninnen getroffen und stellte sie Miriam vor. "Das ist Miriam, meine Nachbarin", sagte er. "Anja und Ellen aus meinem Kurs", ergänzte er in Richtung seiner Begleiterin. Die beiden Studentinnen begrüßten Miriam. "Hier ist noch tote Hose, wollen wir an die frische Luft?", schlug Anja vor.


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