Miriam und Sabine

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20.12.2023 21:48
#1
de

"Lass uns mal so richtig tussimäßig ausgehen", schlug Sabine ihrer Freundin Miriam vor, als die beiden jungen Frauen eines Abends im Biergarten saßen. "Also gestylt und mit richtigen Schuhen", fügte sie hinzu und deutete auf die Birkenstocks an Miriams Füßen und die Holzclogs an ihren eigenen. "Ich weiß nicht", erwiderte die Angesprochene wenig überzeugt. Die beiden kannten sich seit der Schulzeit und waren seit jeher eher alternativ angezogen als aufgebrezelt. Miriam hatte eine Ausbildung zur Buchhändlerin gemacht und war anschließend übernommen worden, während Sabine PTA gelernt und einige Jahre in einer Apotheke gearbeitet hatte.

Vor gut drei Monaten war Sabine zu einer Drogeriemarkt-Kette gewechselt und durchlief jetzt ein Trainee-Programm zur Filialleiterin. Ihre Kolleginnen dort achteten sehr auf ihr Äußeres, das hatte auf Sabine abgefärbt. Anstelle ihrer geliebten Holzclogs trug sie jetzt meist Pumps auf der Arbeit und schminkte sich regelmäßig. Außerdem hatte sie ihre Kontaktlinsen wieder gegen eine Brille eingetauscht.

Das hatte einen besonderen Grund, an den Miriam sich am wenigsten gewöhnen konnte: Ihre Freundin Sabine hatte nach ein paar Wochen im neuen Job mit dem Rauchen angefangen, scheinbar rauchten alle ihrer Kolleginnen ...

Miriams große Leidenschaft waren Kinderbücher, sie machte sich wenig aus Parties und genoss die ruhigeren Abende in Cafés oder Biergärten. Glücklicherweise teilte Sabine diese Art der Abendgestaltung trotz aller Veränderungen weiterhin, so dass die beiden sich mindestens einmal in der Woche trafen. Dann prüften sie regelmäßig die Windrichtung und setzten sich so, dass die Nichtraucherin Miriam möglichst keinen Zigarettenqualm abbekam.

"Ach komm schon", sagte Sabine zu ihrer Freundin. "Wir können doch erst ins Kino gehen, dann in eine Bard und später vielleicht noch in einen Club. Lass uns das mal probieren. Wenn wir uns nur zum Spaß aufbrezeln, werden wir einen Heidenspaß haben", fügte sie hinzu und stahlte Miriam an. Die wollte keine Spielverderberin sein und stimmte zu. "Na gut, aber so richtig vorstellen kann ich mir das aber noch nicht."

"Das wird schon, komm einfach Samstag Nachmittag vorbei. Dann helfen wir uns gegenseitig beim Schminken und gehen zusammen los. Passende Schuhe für uns zwei habe ich im Schrank; Deal?", schlug Sabine vor und nestelte eine Zigarette aus ihrer Handtasche. Miriam nickt und war sehr froh darüber, dass die beiden Frauen die gleiche Schuhgröße hatten. "Wenn Du früh genug Feierabend hast, können wir ja vorher noch eine Pizza essen", schlug sie vor. "Gute Idee, ich bin spätestens um 15.00 raus", entgegnete Sabine begeistert.


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20.12.2023 23:34
avatar  Qwertz
#2
Qw

Ein kurzer aber schöner Anfang einer Geschichte, die mir jetzt schon gefällt. Ich feue mich schon auf die Fortsetzung


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23.12.2023 11:18
#3
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Sehe ich auch so, die Geschichte ist wirklich sehr gut geschrieben und eine Fortsetzung ist wirklich bestimmt auch sehr spannend.


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23.12.2023 14:02
#4
de

Wie verabredet machte Miriam sich am nächsten Samstag auf den Weg zu Sabine. Nach der herzlichen Begrüßung bereiteten sich die beiden Frauen auf den Abend vor. Miriam staunte nicht schlecht über die Auswahl an sexy Outfits, die ihre Freundin in ihrem Kleiderschrank hatte. "Was hältst Du davon?", fragte Sabine und hielt Miriam einen Minirock zusammen mit einem bauchfreies Top unter die Nase. "Zieh das mal an ..."

"Ich weiß nicht", zögerte die. "Sei kein Frosch", drängte Sabine und zauberte ein Kleid aus dem Schrank, das noch kürzer war als der Rock. "Du im Rock und ich im Kleid, da drehen sich die Kerle reihenweise nach uns um", fügte sie lachend hinzu und zog sich um. Miriam musste zugeben, dass ihre Freundin in diesem Kleid wirklich umwerfend aussah und sie selbst wie ein hässliches Entlein neben einem stolzen Schwan. "Stell Dir vor, es ist Karneval und Du gehst als Schicki-Micki-Tussi", schlug Sabine vor. "Muss ich Dir beim Umziehen helfen? So alt bis Du doch noch gar nicht ..."

Miriam sah ein, dass weiterer Widerstand heute zwecklos war. Bevor sie es nicht noch einmal anders überlegen konnte, stieg sie in den schwarzen Minirock und streifte das dunkelgrüne Top über. Sabine hatte ein gutes Händchen bewiesen: Der Rock endete erst knapp über dem Knie und das Top reichte bis fast zum Bauchnabel; dadurch war ihre Freundin sexy, aber nicht nuttig gekleidet. Die beiden Frauen schminkten sich noch und waren schließlich bereit zum Ausgehen.

"Dann mal los", sagte Miriam, der immer wieder Zweifel an dieser Aktion kamen. Sie schlüpfte in ihre Ballerinas, griff nach ihrer Handtasche und wollte die Wohnungstür öffnen. "Stop!", gebot Sabine ihrer Freundin Einhalt. "Mit den Schuhen darfst Du nicht mit", äffte sie einen Türsteher nach, zeigte erst auf die Ballerinas und danach auf die High Heels an ihren eigenen Füßen. "Auf solchen Folterinstrumenten kann ich nicht laufen", protestierte Miriam. "Musst Du auch fast gar nicht", entgegnete Sabine postwendend und holte ein Paar schwarzer Pumps mit sicherlich zehn Zentimetern Absatz aus ihrem Schuhschrank. "Im Kino sitzt Du, an der Bar vermutlich auch und im Club wird getanzt. Vertrau mir, das wird schon", fügte sie hinzu und stellte die Schuhe vor Miriam ab. "Sicher?", fragte diese zurück, gab sich aber geschlagen und stieg in die Pumps.

"Schau mal, die Tussis da", sagte Sabine lachend und deutete auf das Spiegelbild der beiden Frauen. Miriam fühlte sich nach wie vor unsicher, musste aber zugeben, dass sie ihrer Freundin optisch in nichts nachstand. "Jetzt aber los", beschloss Sabine und schob Miriam aus der Wohnung. "Beim Kiosk auf der anderen Straßenseite hole ich noch Tussi-Zigaretten, dann wird es auch Zeit für die Pizza."

Die ersten Schritte auf den hohen Hacken waren für Miriam ungewohnt, entsprechend unsicher stöckelte sie hinter ihrer Freundin her. Dank Turn- und Ballettunterricht in der Jugend kam sie aber schnell mit den hohen Absätzen zurecht und hatte zu Sabine aufgeschlossen, als diese gerade ihren Einkauf in ihre Handtasche gepackt hatte und den Weg zur Pizzeria einschlug.

Die beiden hatten Glück; trotz des schönen Wetters war dort noch ein kleiner Tisch auf der Terrasse frei. Nach der üblichen Windprobe nahmen die Freundinnen Platz und Sabine holte ihre Zigaretten heraus. Miriam beobachtete das Geschehen ziemlich gleichgültig. Dennoch fiel ihr auf, dass diese Zigaretten komplett weiß waren irgendwie eleganter wirkten. Das Klicken des Feuerzeugs nahm Miriam schon nicht mehr wahr, sie hatte sich in die Speisekarte vertieft. Sabine tat es ihrer Freundin gleich, während sie den Rauch genüsslich inhalierte und wieder ausblies.


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25.12.2023 22:49
#5
de

Am Ende entschieden sich beide Frauen für eine kleine Pizza und ein Glas Rotwein. Nachdem der Kellner die Getränke gebracht hatte, stießen sie auf einen hoffentlich schönen Abend an. Miriam bemerkte den Abdruck ihrer Lippenstifts am Weinglas und musste kichern - normalerweise benutzte sie keinen knallroten Lippenstift und ließ deshalb auch keine Spuren zurück. "Du hättest vorhin mal meine Zigarette sehen sollen", stimmte Sabine ein. "Die hat einen schönen roten Ring bekommen ..."

Trotz Lippenstift schmeckten Wein und Pizza hervorragend, so dass sich die Freundinnen gesättigt und gut gelaunt auf den Weg zum Kino machten. Sabine rauchte unterwegs eine weitere Zigarette, während Miriam langsam aber sicher ein Ziehen in den Waden bemerkte - die ungewohnt hohen Hacken forderten schon jetzt ihren Tribut. "Die paar Meter um Kino schaffst Du noch", redete Sabine ihr gut zu. "Und während der Vorstellung zieh ich meine Schuhe auch aus." Kurz darauf erreichten sie das Kino und holten die Karten an der Kasse ab. Miriam wollte direkt in den Kinosaal gehen, doch Sabine hielt sie zurück. "Komm doch nochmal mit nach draußen, ich möchte vor dem Film noch schnell eine rauchen", sagte sie. "Suchti", gab Miriam ein bisschen schnippisch zurück - sie wollte sich jetzt wirklich setzen und ihren Füßen eine Pause gönnen. "Das mag sein", erwiderte Sabine lächelnd. "Fakt ist, dass ich vor dem Film noch Lust auf eine Zigarette habe. Leistest Du mir Gesellschaft?"

"Was findet sie nur so toll an diesen Zigaretten", fragte Miriam sich, als sie kurz darauf neben ihrer rauchenden Freundin vor dem Kino stand. Nach dem Abi hatte sie selbst auch einen oder zwei Züge genommen und dabei heftig gehustet, aber nie Gefallen am Rauchen gefunden. "Jedem das seine", dachte Miriam sich und war froh, als Sabine fertig war und sie endlich zu ihren Plätzen gehen konnten. Die beiden Frauen ließen sich in die Stühle fallen und entledigten sich ihrer Pumps. "Das tut gut", stellte Miriam erleichtert fest. Während der Vorschau nestelte sie an ihrer Handtasche herum, holte ihre Brille heraus und setzte sie auf die Nase.

"Was ist das denn?", fragte Sabine von der Seite. "Jetzt ist das Bild scharf, das kennst Du doch auch", entgegnete Miriam verunsichert - ihre Brille hatte sie schließlich seit der Schulzeit, trug sie nur äußerst selten. "Achso", gab Sabine flüsternd zurück. "Aber eine richtige Tussi trägt ihre Brille entweder immer oder gar nicht", behauptete sie weiter. "Und weil heute Tussi-Tag ist, musst Du Dich entscheiden: Maulwurf oder Brillenschlange, der eitle Pfau hat heute frei ..." Miriam war nicht vollends überzeugt, dass ihre Freundin recht hatte. "Darauf kommt es heute auch nicht mehr an", stellte sie gleichzeitig fest und beschloss, ihre Brille den Rest des Abends auf der Nase zu behalten. "Dann bin ich heute eine Brillenschlange", sagte sie zu Sabine und widmete ihre Aufmerksamkeit der Leinwand.

Der Film erzählte die Geschichte einer hochintelligenten Farmertochter, die sich trotz hervorragendem Universitätsabschluss dafür entschied, den Hof ihres Vaters zu übernehmen. Die Hauptdarstellerin bewegte sich gleichermaßen souverän auf akademischem Parkett wie in der bodenständigen Landwirtschaft und suchte in diesem Spagat ihr Glück. Sabine und Miriam faszinierte die Handlung, nicht zuletzt weil sie selbst hin und hergerissen waren zwischen ihrem ursprünglichen und eher zurückgezogenen Lebensstil und der Tussiwelt, in die zumindest an diesem Abend beide eingetaucht waren. "Wäre schon cool, ohne Schmerzen auf High Heels laufen zu können", dachte Miriam, als sie ihre Pumps während des Abspanns wieder anzog.

Zusammen mit den anderen Kinobesuchern verließen die beiden Frauen das Kino durch den Hinterausgang. "Die Frau hat mich beeindruckt", stellte Sabine fest und zündete sich eine Zigarette an. Miriam nickte; sie selbst fühlte sich eigentlich nur zwischen Bücherregalen oder auf einem Lesesessel wohl und war insgeheim manchmal traurig, dass sie bei Partys und ähnlichen Veranstaltungen dermaßen unsicher war. Während Sabine rauchte, unterhielten sich die Freundinnen über den Film.

"Mist", entfuhr es Sabine plötzlich. "Ich glaub, ich hab mein Handy im Kino vergessen. Halt mal kurz, dann gehe ich es suchen", fügte sie hinzu und drückte der überraschten Miriam die brennende Zigarette in die Hand. Bevor diese protestieren konnte, war Sabine schon in Richtung Haupteingang des Kinos verschwunden. "Na toll", kommentierte Miriam die Situation und hielt die Zigarette so, wie sie es zuvor bei Sabine gesehen hatte. Während sie auf ihre Freundin wartete, sah sie sich ihr Spiegelbild im Schaufenster gegenüber. "Das bin nicht ich", stellte Miriam entgeistert fest. Sie sah eine attraktive junge Frau in einem sexy Outfit, die souverän auf hohen Hacken stand. "Irgendwie passt das alles zusammen", musste sie sich eingestehen: Die lange, dünne, weiße Zigarette wirkte in ihrer Hand sehr elegant und keineswegs ordinär, auch die eigentlich ungeliebte Brille fügte sich nahtlos ins durchaus ansprechende Gesamtbild ein.


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26.12.2023 12:24
#6
10

Sehr schön geschrieben und ein interessanter Verlauf...
Kommt mir recht bekannt vor:"Halt mal eben meine Zigarette!" :-)
Die Spannung steigt!


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31.12.2023 02:08
avatar  Qwertz
#7
Qw

Gefällt mir immer mehr diese Geschichte. Und erst recht das Kopfkino dazu :)


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31.12.2023 16:43
#8
de

Immer wieder schaute Miriam verstohlen auf das Ding zwischen ihren Fingern. "Ob das immer noch so widerlich schmeckt wie damals?", fragte sie sich. Automatisch und ohne großartig darüber nachzudenken, holte Miriam ihr Handy aus der Tasche, entsperrte es und widmete sich Social Media. Nach einigen Wischern löste sie ihren Blick wieder vom Display.

Überrascht bemerkte Miriam in diesem Augenblick, dass ihr Spiegelbild plötzlich die Zigarette zum Mund führte, zwischen die Lippen steckte und vorsichtig daran zog. Als die junge Frau ein leichtes Kratzen im Hals spürte, atmete sie wieder aus und blies den Rauch in die Luft. "Wenigstens ist mir nicht sofort schlecht geworden", stellte sie fest. "Aber was soll daran jetzt so toll sein?" Wenig später nahm Miriam einen zweiten Zug und behielt den Rauch etwas länger im Mund. Das Kratzen im Hals hatte nachgelassen, dafür wurde ihr ein wenig schwindlig. "Fühlt sich an wie zu lange Achterbahn fahren", dachte Miriam und hielt Ausschau nach ihrer Freundin - sie wollte die Zigarette jetzt möglichst schnell loswerden.

Tatsächlich tauchte Sabine nahezu im selben Augenblick wieder auf, zur großen Überraschung ihrer Freundin mit zwei jungen Männern im Schlepptau und - deutlich schlimmer - einer brennenden Zigarette in der Hand!

"Darf ich vorstellen? Jabkob und Marek, meine Freundin Miriam", plapperte Sabine fröhlich drauflos und ignorierte den entsetzten Blick ihrer Freundin. "Hallo", stammelte Miriam - den beiden in diesem Outfit und noch dazu mit einer brennenden Zigarette in der Hand vorgestellt zu werden, war ihr äußerst peinlich. "Hi", sagte Jakob mit einem sympathischen Lächeln und gab Miriam die Hand. "Darf ich sagen, dass Du umwerfend aussiehst?" Die junge Frau war sprachlos. Mit einem solchen Kompliment hatte sie nicht gerechnet. Durch ihre Brillengläser musterte Miriam ihr Gegenüber. Jakob war nur knapp größer als sie selbst und schlank, hatte kurzes braunes Haar und einen Dreitagebart. Rein optisch war das genau ihr Typ.

"Wollen wir noch was trinken gehen?", schlug Sabine vor. Alle stimmten zu, so machten sich die vier auf den Weg zu einer angesagten Cocktailbar in der Nähe. Unterwegs überlegte Miriam fieberhaft, wie sie die Zigarette wieder loswerden sollte. Weil ihr keine gute Lösung einfiel, nahm sie immer wieder einen vorsichtigen Zug. "Zum Glück muss ich nicht husten, das wäre einfach nur peinlich", atmete Miriam innerlich auf und stellte fest, dass sich ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend ausbreitete. Ob das an Jakob lag oder doch an der Zigarette?

An diesem lauen Sommerabend waren alle Sitzplätze der Cocktailbar belegt, die Gruppe ergatterte immerhin noch einen Stehtisch auf der Terrasse. "Das kann ja heiter werden", dachte Miriam an ihre Füße und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Sabine ihre Zigarette - Wo kam die eigentlich plötzlich her? - im Aschenbecher ausdrückte. Sie folgte dem Beispiel ihrer Freundin und atmete erleichtert auf, als sie wieder beide Hände frei hatte.

Nachdem die vier Getränke bestellt hatten, entwickelte sich ein angeregtes Gespräch, über das Miriam ihr ungewohntes Outit ebenso verdrängte wie die Schmerzen aufgrund der hohen Absätze. Schließlich brachte ein Kellner die Getränke. Nach dem Anstoßen holte Marek eine Zigarettenschachtel aus seiner Tasche und bot auch Jakob eine an. Während der zu Miriams Entsetzen zugriff, hielt Sabine ihr die Tussi-Zigaretten unter die Nase und schaute sie fragend an. Siedend heiß fiel Miriam ein, dass Jaob sie auch für eine Raucherin halten musste. Wenn sie keine blöden Fragen und Gespött der anderen provozieren wollte, musste sie das Spiel wohl mitspielen. Dementsprechend nicke Miriam hektisch und nahm eine Zigarette aus der Schachtel. Sabine half ihr, indem sie ihre eigene Zigarette in Zeitlupe anzündete und ihrer Freundin erst danach Feuer gab. So brannte auch Miriams Zigarette beim ersten Versuch und niemandem fiel wirklich auf, dass diese Nichtraucherin war.

Nach dem Rauchen zog Sabine ihre Freundin zu den Toiletten. "Entschuldigt uns kurz, wir sind gleich wieder da", sagte sie in Richtung der Jungs und verschwand mit Miriam um die Ecke. "Jakob gefällt Dir?", fragte Sabine auf dem Weg. Als Miriam nickte, drückte ihrer Freundin ihr die angefangene Zigarettenschachtel in die Hand und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. "Die schenk ich Dir. Jetzt musst Du nicht dauernd schnorren", erklärte Sabine. "Jakob gibt Dir sicher gerne Feuer", fügte sie vielsagend hinzu. "Warum das denn?", dachte Miriam verwirrt. Der leichte Schwindel war noch nicht verschwunden, außerdem fühlte sie Schmetterlinge im Bauch. "Ich bin Nichtraucherin", sagte Miriam sich, steckte die Schachtel aber dennoch ein. Wenig später kehrten die Freundinnen an den Tisch zurück und alberten mit den Jungs herum, warum Frauen immer zu zwei aufs Klo gehen.

Mit der Zeit entfaltete der Alkohol seine Wirkung, vor allem Miriam wurde sichtlich lockerer. Jakob bemerkte, dass die junge Frau zusehends auftaute und seine Flirtversuche erwiderte. Sabines Freundin kam seinen Vorstellungen einer Traumfrau ziemlich nahe: Gut aussehen sollte sie, sich auch mal schick anziehen und dabei unbedingt was "in der Birne haben". Wenn Miriam ihn schüchtern anlächelte, schmolz er regelrecht dahin. Dass diese Wahnsinnsfrau offensichtlich auch noch rauchte, setzte der Sache die Krone auf!


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06.01.2024 12:49
#9
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Die Fortsetzungen sind echt gut geworden und gefallen mir sehr gut.


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07.01.2024 18:16
#10
de

"Trinken wir noch was?", fragte Marek in die Runde, nachdem er sein Glas geleert hatte. Sabine stimmte sofort zu, während Miriam sich unschlüssig war. Sie fühlte sich schon leicht benebelt und wollte unbedingt einen klaren Kopf behalten. Andererseits war der Abend zu schön, um schon wieder zu enden. Deshalb nickte sie zu Jakobs großer Freude auch, so dass der die nächste Bestellung aufgab. Als die Getränke gebracht wurden, steckte sich Sabine eine weitere Zigarette an. Miriam folgte gleichermaßen automatisch wie widerwillig dem Beispiel ihrer Freundin und holte ihre Schachtel raus. Sie lächelte Jakob schüchtern an, ließ sich Feuer geben und flirtete weiter intensiv mit ihm. Sie protestierte auch nicht, als Jakob kurz darauf seinen Arm um ihre Schulter legte. "Was mache ich hier eigentlich?", fragte Miriam sich dennoch. Normalerweise dauerte es sehr lange, bis sie so viel Nähe zuließ. "Egal", dachte sie und beschloss, sich einfach treiben zu lassen.

Deshalb stimmte Miriam auch sofort zu, als Jakob später vorschlug, noch einen Club aufzusuchen. Auf dem Weg dahin lief sie zufällig neben ihm und freute sich, als er ihre Hand nahm. Ganz am Rande nahm Miriam wahr, dass sich ihre Freundin und Marek auch ein wenig nähergekommen waren. Im Club schoben die Jungs die Frauen zielstrebig in Richtung Tanzfläche. Beide quittierten das mit einem gequälten Lächeln, denn die High Heels machten ihnen inzwischen sehr zu schaffen. Als der DJ eine Ballade auflegte, schaute Jakob Miriam tief in die Augen und forderte sie auf, mit ihm zu tanzen. Wie in Trance ging sie auf ihn zu und schenkte ihm diesen Tanz. Am Ende des Stückes standen die beiden eng umschlungen auf der Tanzfläche, für beide fühlt sich das großartig an. "Kommst Du mit an die frische Luft?", fragte Jakob. Miriam nickte. Sie leistete ihm gern Gesellschaft, auch wenn er vermutlich gleich wieder rauchen würde.

Genau so kam es. Marek öffnete seine Schachtel und bot Miriam eine von seinen Zigaretten an. Die hatte absolut keine Lust zu rauchen, wollte den Moment aber auch nicht zerstören. "Danke, das ist lieb", antwortete sie deshalb und brachte Jakob mit ihrem schüchternen Lächeln einmal mehr um den Verstand. "Ich nehme aber lieber eine von meinen", fügte Miriam zu ihrem eigenen Erstaunen hinzu.

Als beide Zigaretten brannten, schaute Jakob ihr noch einmal tief in die Augen. "Du bist eine wunderbare Frau, Miriam", sagte er und stellte sich direkt vor sie. "Danke", hauchte Miriam und musste beim Rauchen beinahe husten - auf dieses Kompliment hatte sie schon so lange gewartet. Sie hielt ihre Zigarette zur Seite, spitzte den Mund und machte einen letzten kleinen Schritt auf Jakob zu. Die Lippen der beiden berührten sich und verschmolzen zu einem intensiven Kuss.

Arm in Arm gingen Miriam und Jakob anschließend zurück in den Club und gesellten sich zu den beiden anderen. Weil der DJ einen Hit aus der Schulzeit nach dem anderen auflegte und sie seine Nähe auskosten wollte, ignorierte Miriam das Ziehen in ihren Waden und tanzte die nächsten Runden durch. Dennoch war sie Sabine dankbar, als die ihr ein Glas reichte und so für eine Pause sorgte. Miriam nahm ihre Umgebung inzwischen nur noch wie durch einen Schleier war, zu sehr hatten die Ereignisse sie aufgewühlt.

Einmal mehr setzte sie ein Lächeln auf und schmiegte sich an Jakobs Schulter. "Mit Tanzen ist jetzt genug, meine Füße streiken", flüsterte sie ihm ins Ohr. "Aber nach Hause will ich irgendwie noch nicht." Jakob drehte seinen Kopf zu ihr und schaute sie an. "Magst Du noch mit zu mir kommen?", fragte er. Anstelle einer Antwort gab Miriam ihm einen intensiven Zungenkuss.

Auch Marek und Sabine hatten sich geeinigt, den Abend zu zweit ausklingen zu lassen. Die vier verabschiedeten sich und machten sich paarweise auf den Heimweg. Die Taxifahrt zu seiner Wohnung in der Nachbarstadt nutzte Jakob, um Miriams Körper mit den Fingern zu erkunden. Die genoss das Kribbeln im Bauch und beschloss endgültig, in dieser Nacht alle Prinzipien über Bord zu werfen.

"Geschafft", stieß Miriam erleichtert aus, als sie in Jakobs Wohnung angekommen waren und er ihr aus den High Heels geholfen hatte. "Jetzt bin ich doch ein bisschen müde", fügte sie schelmisch grinsend hinzu. Jakob befreite sie daraufhin sanft von allen Kleidungsstücken und lotste Miriam in sein Schlafzimmer. Dort erwies er sich als der zärtliche Liebhaber, den Miriam sich so sehnlich gewünscht hatte.

Als die beiden wenig später auf seinem Balkon standen, hatte Miriam eines seiner T-Shirts an und trug außerdem ihre High Heels, weil seine Badelatschen auf die Schnelle nicht auffindbar waren. "Das also ist das Geheimnis der Zigarette danach", dachte sie glücklich und blies den Rauch in den Nachthimmel. "Rauchen an sich ist total widerlich, aber daran könnte ich mich zur Not gewöhnen ..."

Kurz vor dem Morgengrauen schliefen die beiden schließlich eng umschlungen ein.


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08.01.2024 12:41
avatar  Chris
#11
Ch

Tolle Kurzgeschichte, hat mir sehr gut gefallen


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08.01.2024 17:10
#12
de

Danke für die Blumen, @Chris! Aber heißt das, ich möge bitte an dieser Stelle aufhören?

;-)


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08.01.2024 23:22 (zuletzt bearbeitet: 08.01.2024 23:22)
avatar  Qwertz
#13
Qw

Nein bitte nicht aufhören :)
Ein sehr schöne Geschichte wie ich finde.


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09.01.2024 06:30
avatar  Chris
#14
Ch

Natürlich nicht aufhören!!!

Ich dachte nur, dass die Geschichte hier mit dem "Höhepunklt" endet. Wenn es aber weitergeht, freue ich mich natürlich sehr!


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09.01.2024 08:36
#15
de

Guten Morgen, ganz streng genommen befinden wir uns bereits nach dem ersten Höhepunkt der Geschichte :-P

Das hier ist also quasi extra für Euch:

Viel zu früh schien die Sonne am nächsten Morgen ins Schlafzimmer und weckte Miriam. Vorsichtig stand sie auf und schlich ins Badezimmer; neben leichten Kopfschmerzen plagte sie ein Hustenreiz. "Das kommt bestimmt vom Rauchen", stellte Miriam fest und beschloss, dass das eine einmalige Sache gewesen sein würde - von der Zigarette danach vielleicht einmal abgesehen. Sie fand ein Handtuch und gönnte sich eine ausgiebige Dusche, um die Lebensgeister in ihr wieder zu erwecken. Beim Anziehen stieß Miriam allerdings auf unerwartete Probleme, weil ihre Unterwäsche nach der durchtanzten Nacht völlig verschwitzt war. Kurzerhand zog sie sich wieder das T-Shirt von Jakob über und wartete, dass der wach würde.

"Guten Morgen", begrüsste er Miriam und gab ihr einen Kuss. "Auch frisch geduscht und mit einem Schlabbershirt siehst Du umwerfend aus. Was hältst Du von einem Brunch? Ich hüpfe auch schnell unter die Dusche, dann können wir los." "Ich weiß nicht", druckste Miriam herum und erklärte Jakob ihr Unterwäsche-Dilemma. "Kein Problem, geh einfach ohne. Das sieht keiner und außer uns weiß das niemand", schlug er vor. "Auf gar keinen Fall!", dachte Miriam entrüstet. "Warum eigentlich nicht?", hörte sie sich im selben Moment fragen. "Dann wäre das ja geklärt", freute Jakob sich und verschwand im Bad.

Mit äußerst gemischten Gefühlen zog Miriam nur den Minirock und ihr Top an. Sie wagte einen vorsichtigen Schritt auf den Balkon. "Oh, das kitzelt", stellte sie fest, als ein leichter Windhauch um ihre Beine strich. "Ich muss völlig den Verstand verloren haben", dachte Miriam, ging zurück ins Wohnzimmer und wartete auf Jakob.

Der grinste Miriam augenzwinkernd an, als er aus dem Bad kam. Zielstrebig ging er in die Küche und machte sich an seiner Kaffeemaschine zu schaffen. "So so, Madame will unten ohne aus dem Haus?", neckte er sie. "Wie wäre es da mit einem Nuttenfrühstück auf dem Balkon vor dem Brunchen? Ich nehme jedenfalls eins." "Kaffee klingt gut", stimmte Miriam zu, stieg wieder in ihre Schuhe und trat nach draußen.

Wenig später stellte Jakob zwei Kaffeetassen auf dem Balkontisch ab, holte seine Zigaretten und steckte sich eine an. "Nimmst Du eine von meinen?", fragte er und hielt Miriam seine Schachtel hin. Die schüttelte den Kopf und überlegte fieberhaft, wie sie dieses Nein verpacken könnte. Zum Rauchen hatte sie gerade keine Lust und erst recht nicht auf eine von Jakobs prollig wirkenden Zigaretten. Auf die Schnelle fiel ihr keine Lösung ein. "Ein Nuttenfrühstück ohne Nuttenstengel ist schließlich kein richtiges Nuttenfrühstück", erwiderte Miriam deshalb keck und holte einen davon aus ihrer Handtasche. Sie ließ die Zigarette zum größten Teil herunterbrennen und nahm nur eine wenige Züge.

Nach dem Kaffee frisierte Miriam sich so gut wie möglich und trug ein wenig Lippenstift auf. Makeup hatte sie nicht eingesteckt, das war ohnehin nicht ihr Stil. "Wollen wir los?", fragte sie, als sie ausgehfertig an seiner Wohnungstür stand. "Deine Brille?", fragte Jakob zurück. "Äh ... ja", stammelte Miriam und fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Schnell huschte sie zurück ins Schlafzimmer und setzte ihre Brille auf. "Irgendwie sind die Farben viel intensiver und ich sehe alles ein bisschen schärfer", musste sie zugeben.

"Wir treffen uns gleich mit ein paar Freunden", erklärte Jakob unterwegs. "Ich freue mich, dass Du mitkommst und habe schon Bescheid gesagt, dass wir eine Person mehr sind." Als die beiden das Restaurant erreichten, stellte Jakob seine Freunden vor. Erleichtert registrierte Miriam, dass auch die anderen Frauen in der Runde eher aufgebrezelt und wie genau sie auf hohen Hacken unterwegs waren. Mit viel Gekicher machten sie sich miteinander bekannt und plapperten munter los. "Gut, dass ich immer noch verkleidet bin", dachte Miriam und freute sich, dass sie so unkompliziert in die Gruppe aufgenommen worden war.

Die Gruppe stürzte sich aufs Buffet und füllte die Teller. Schon bald wich das angeregte Plaudern einer gefräßigen Stille, bis der erste Hunger gestillt war. "Pause, Mädels", verkündete Maria, als sie ihren Teller geleert hatte. Sie griff in ihre Handtasche und holte eine verräterische Schachtel heraus. Auf dieses Zeichen hin entwickele sich ein Rascheln, als alle Frauen nach ihren Zigaretten suchten. "Kommst Du mit an die frische Luft?", fragte Ana, die Miriam gegenüber saß. Jakob nickte ihr aufmunternd zu, also stöckelte sie zusammen mit Ana nach draußen. Fast alle Frauen zückten ihre Schachteln, nahmen eine Zigarette heraus und zündeten sie an. Nur Miriam hatte ihre drinnen vergessen und stand ohne da. "Nimmst Du ein von meinen?", bot Ana an, doch Miriam schüttelte den Kopf. "Danke, das ist lieb. Ich bin gerne mit Euch draußen, bleib aber bei der frischen Luft", entgegnete sie.

Während der Zigarettenpause lebte das Geplapper und Gekicher der Frauen wieder auf. Weil sie sich so gut verstanden, genehmigten sich einige der Damen zu Miriams Erstaunen gleich zwei Zigaretten nacheinander. So dauerte es etwas länger, bis sich die Traube vor dem Restaurant auflöste und die Frauen an den Tisch zurückströmten. "Der Weg nach draußen war lang und hat hungrig gemacht", scherzte Ana, nachdem sie gegenüber von Miriam Platz genommen hatte. Deshalb machten sich die Frauen noch einmal über das Buffet her, während die Männer sich frische Luft gönnten.

Miriam fühlte sich zu ihrer eigenen Überraschung in der Runde richtig wohl - für gewöhnlich brauchte sie einige Treffen, um mit neuen Gesichtern warm zu werden. Als Ana und die anderen das nächste Mal vor die Tür gingen, nahm sie ihre Zigaretten mit und rauchte zusammen mit den anderen.

Als sich der Brunch dem Ende zuneigte, lotste Jakob Miriam vor die Tür. "Magst Du noch eine Runde mit mir durch die Fußgängerzone bummeln?", fragte er. "So als Verdauungspaziergang?" Skeptisch schaute Miriam auf ihre High Heels, die für solche Ausflüge denkbar ungeeignet waren. "Egal, dann haben wir noch etwas Zeit zusammen", beschloss sie, lächelte Jakob einmal mehr an und nickte. "Mit Dir geh ich sogar in den Schuhen bummeln", erwiderte sie grinsend und hakte sich bei ihm ein. "Und unten ohne", fügte sie flüsternd hinzu, als der erste Windstoß sie einmal mehr an die fehlende Unterwäsche erinnert hatte.


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