Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte servierte die Bedienung Alex' Bestellung. Michael hatte recht gehabt, es schmeckte vorzüglich. Während sie einen Schluck aus ihrer Tasse nahm bemerkte Alex, dass Michael sie verliebt ansah. "Du sagst gar nichts", beendete sie die Stille. "Wie, was, was meinst Du", Michael schien gerade ein wenig erschrocken zu sein. Alex grinste. "Du sagst gar nichts, ist irgendwas?", fragte sie. "Alles gut, ich war nur gerade in Gedanken", antwortete er. Alex spürte, dass er nervös war und wollte dies nicht noch verstärken. "Süss ist er ja schon", dachte Alex und fuhr sich mit der Hand durch ihre Haare.

Als Alex aufgegessen hatte, holte Michael seine Zigaretten Schachtel hervor. Er war sichtlich nervös und brauchte jetzt wohl eine Beruhigung seiner Nerven. "Alex, würde es Dich stören wenn ich eine rauche?", fragte er schüchtern. "Nein, gar nicht. Meine Kolleginnen rauchen auch alle", antwortete sie. Michael zündete sich eine an und nahm zwei tiefe Züge. Er wirkte nun ein Stück entspannter. Währenddessen erzählte sie weiter. "Ich war sehr überrascht, wie viel bei uns geraucht wird. Meine Kolleginnen rauchen mehr als 1 Schachtel am Tag. Sogar der Stationsarzt qualmt, hätte ich nie gedacht. Wie ist das bei Dir?" Michael hatte gerade abgeascht und berichtete. "Soviel ist es bei mir nicht. Mir reichen 2 Schachteln 3 Tage. Ich hab vor einem Jahr angefangen, als ich 16 wurde." Alex hatte interessiert zugehört. Dann hielt Michael ihr seine Schachtel hin. "Wie unhöflich von mir, dass ich Dir keine angeboten habe. Möchtest Du eine?"

(Fortsetzung folgt)

Alex war überrascht und zögerte einen Moment. "Ja, danke," sagte sie nach einer Weile und griff zu. Michael gab ihr Feuer. Da Alex erst ganz wenige Zigaretten auf Partys, das letzte Mal vor etwa 4 Monaten, "geraucht" hatte war sie im Handling sehr ungeübt. Sie nuckelte mehr am Filter als das man es als rauchen bezeichnen konnte. Michael blieb das nicht verborgen. "Du rauchst wohl nicht so oft?". Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage. Alex nickte und erzählte von ihren wenigen bisherigen Erfahrungen. Michael nickte zu ihren Ausführungen. "Und, wie findest Du die?", fragte er. "Ja, ist in Ordnung", meinte Alex. "Ich bin ja keine Raucherin und hab da auch keinen Vergleich." Michael hatte seine Zigarette gerade zu Ende geraucht und drückte die Kippe im Ascher aus. "Du musst etwas fester ziehen, damit Du was spürst", erklärte er. Alex zog und trotz eines kleines Hustens fühlte es sich gut an. "Aber so toll ist es jetzt auch nicht, dass ich das 20 mal am Tag machen müsste", erklärte sie als sie fertig war. Michael schaute sie grinsend an: "Wenn Du öfter rauchst gefällt es Dir immer besser und dann rauchst Du auch deutlich mehr. Bei mir war das genauso. Das kommt bei Dir auch. Falls Du öfter mal rauchen willst." Alex blickte ihn an. "Ich glaube nicht dass das bei mir der Fall sein wird. Bei mir würde eine Schachtel locker ein ganzes Jahr reichen", erklärte sie. Michael sah das -aus eigener Erfahrung- anders. Er berichtete davon dass es nur 4 Wochen gedauert hatte bis er von "probieren" auf 6 - 8 Zigaretten täglich gekommen war.

Die beiden plauderten noch ein wenig über verschiedene Themen und Michael suchte nach einem Vorwand Alex wieder zu sehen, ohne "ein Geständnis ablegen" zu müssen. Nachdem er mit seiner EC - Karte bezahlt hatte, machten die beiden sich auf den Weg. "Das Krankenhaus würde mich echt mal interessieren. Habt ihr so was wie einen Tag der offenen Tür?", fragte er. Alex lächelte. "Er hätte sich wirklich etwas originelleres einfallen lassen können", dachte sie, sagte aber zunächst nichts.
"Wenn Du mich wieder sehen möchtest, sag es doch frei heraus. Ich beisse nicht", sagte sie. Michael wurde rot und stammelte so etwas wie eine Entschuldigung hervor. Den Mut mehr zu sagen, hatte er nicht. Seine zweite Blamage in kürzester Zeit.

Alex erlöste ihn aus seiner Situation. "Nächste Woche bin ich wieder bei euch zum Einkaufen. Vielleicht hast Du bis dahin ja den Mut gefunden mich auf ein Date einzuladen. Für heute Danke ich Dir für den Cafebesuch und das nette Gespräch." Alex bog ab um auf direktem Weg zur Klinik zu kommen. Ihr Verehrer stand immer noch wie angewurzelt da und schaute ihr verträumt nach. Als der junge Mann seine Fassung langsam wieder gefunden hatte zündete er sich noch eine Zigarette an und dachte über das soeben erlebte nach.

Alex war amüsiert. Michael hatte seine Absichten nicht verbergen können. "Und viel Dating Erfahrung hat er sicher auch nicht", sagte Alex schmunzelnd vor sich hin. Aber sie fand ihn ganz sympatisch und -im Gegensatz zu ihrem Ex Freund- war er ein ruhiger und sanfter Typ. "Wenn er sich traut geb ich ihm ne Chance", beschloss sie als das Klinikgelände erreicht hatte.

Als sie in Richtung Eingang steuerte, sah sie vor der Tür Eva und Katja stehen. Die beiden hatten gerade Feierabend und begannen diesen -wie gewohnt- mit jeweils zwei Zigaretten.

(Fortsetzung folgt)

Wie üblich ging es in der Unterhaltung der beiden wieder um das eine Thema. Alex wurde von Eva sofort in die Unterhaltung mit einbezogen. "Alex, weisst Du schon das neueste?", setze Eva an. "Katja hat die Marke gewechselt." Alex schaute interessiert und dann erzählte Katja auch ihr, dass sie während des Urlaubs mit ihrem Freund umgestiegen war. "Wie ist es dazu gekommen?", fragte Alex. Während ihrer zweiten Zigarette berichtete Katja nun auch ihr: "Wir waren in so einem kleinen Bergdorf und dort gab es an keinem Automaten Camel. Ja, dann hab ich eben ne Schachtel Pall Mall genommen. Thomas hatte auf dem Hinweg ne ganze Stange gekauft, da hat er mir die problemlos abtreten können. Und jetzt bin ich dabei geblieben." Eva fand das cool. "Jetzt raucht ihr beide die gleichen. Das hat echt was", führte sie begeistert aus. "Sind die stärker als Deine alte Marke?", wollte Alex wissen. Katja schüttelte den Kopf.

Als die beiden aufgeraucht hatten gingen sie mit Alex in die Schwesternküche. Es war Zeit für das Abendessen. Eva bereitete für alle drei Spiegeleier zu während Katja Bratkartoffeln und Alex Gurkensalat beisteuerten. Als Nachtisch gab es noch Schokoladenpudding, Eva hatte einen 500 Gramm Becher gekauft und teilte mit ihren Kolleginnen.

Nach dem "Tatort" ging es für Eva und Katja wieder vor die Tür. 2 Gute-Nacht-Zigaretten mussten natürlich noch sein. Alex stand da bereits unter der Dusche. Bevor sie einschlief dachte sie über das "originelle Date" mit Michael nach. Dabei kam ihr auch in den Sinn, dass er rauchte. Sie dachte darüber nach, falls das etwas werden würde, ob es sie stören würde, dass ihr Freund raucht. Die Gedanken schweiften zu Katja und ihrem Freund ab, die beide rauchten. "Ob das funktioniert wenn nur einer von beiden raucht?", murmelte sie - bereits im Halbschlaf.

(Fortsetzung folgt)

Am nächsten morgen dachte Alex weder an Michael noch zunächst ans Rauchen. Als sie kurz vor 7 Uhr auf die Station kam herrschte eine merkwürdige Stimmung. "Irgendwas ist hier im Busch", stimmte Eva zu. "Als ich vorhin beim Rauchen war, fuhr Reichert gerade auf den Parkplatz. Der kommt sonst immer Punkt 8 Uhr 30", ergänzte sie. "Leonie war beim Schichtwechsel nicht erschienen und Katja sitzt die ganze Zeit bei Dr. Bernstein", wusste Eva zu berichten. "Wenigstens kann sie dort gemütlich Rauchen, eigentlich hat sie ja bereits Feierabend." Während das Frühstück verteilt wurde erhielt Alex eine sonderbare Nachricht auf ihrem Piepser:

1000
Alle 2
Bern hält

Auch nach mehrmaligem Lesen konnte sie sich hierauf keinen Reim machen. "Hast Du ne Ahnung, was das bedeuten könnte?", fragte sie Svenja, die verschlafen hatte und daher verspätet angekommen war. Diese schüttelte den Kopf. "Katja, kannst Du", setzte sie an, doch wurde von der eilig herumwuselnden mit "Sorry, keine Zeit" abgespeist. Bei einem schnellen Kaffee im Schwesternzimmer löste Eva das Rätsel auf. "Das bedeutet, dass wir Schwestern alle um 10 Uhr bei Herrn Reichert antreten müssen. 1000 ist glatt 10 Uhr und 2 das Büro von unserem Verwaltungsleiter. 1 ist der Chefarzt. Ja, und Dr. Bernstein bleibt auf der Station und hält die Stallwache." Mit einem ernsten Blick fügte sie hinzu. "Hier dürft ihr keinesfalls zu spät kommen, das gilt besonders für Dich, Svenja." Die angesprochene nickte. Es war noch fast eine Stunde Zeit. Eva und Svenja gingen rauchen während Alex Dr. Bernstein bei dessen Visite begleitete.

Im Rekordtempo wurde diese heute absolviert und Alex war klar, dass der Stationsarzt bereits wusste, was passiert war. Doch Alex traute sich nicht, ihn zu fragen. Als sie 9 Uhr 45 ins Schwesternzimmer kam roch sie den frischen Rauch, den Eva und Svenja "hereingetragen" hatten. In Kombination mit der Anspannung dachte sie zum ersten Mal daran dass es jetzt durchaus ganz cool wäre, eine zu rauchen. Doch hatte Alex weder Zigaretten bei sich noch würde das Zeitfenster ausreichen, um sicher pünktlich zurück zu sein.

(Fortsetzung folgt)

Weder Alex noch Svenja wollten zu spät kommen und so waren beide überpünktlich. Während sie warteten lernten beide Heike kennen, die Sekretärin von Verwaltungsleiter Reichert. Heike kam gerade mit einem Korb von der Bäckerei zurück. Ein Hinweis darauf, dass die Neuigkeit nicht sehr dramatisch sein würde, sonst gäbe es sicher keine Bewirtung. Alex war schon etwas erleichtert.

Als alle Kolleginnen eingetrudelt waren dauert es nicht mehr lange und Herr Reichert öffnete, natürlich exakt um 10 Uhr, die Tür und bat alle herein.
"Meine Damen, mein Herr", Bufdi Martin war auch anwesend, "ich habe aus 2 speziellen Gründen heute zu mir gebeten. Zum einen haben wir heute einen prominenten Patienten." Reichert berichtete Ausführlich über den Schauspieler, dessen Namen Alex nicht kannte, und die Sorge, dass Journalisten hier undercover nach Schlagzeilen jagen würden. "Deshalb bitte ich Sie alle sehr genau auf ungewöhnliches zu achten und sämtliche Anrufer ausnahmslos an Dr. Bernstein oder mich zu verweisen." Dann ging Reichert zum nächsten Punkt über. "Unsere Oberschwester hat uns mitgeteilt, dass sie aus gesundheitlichen Gründen mit Wirkung zum ersten des Folgemonates in den Ruhestand tritt." Svenja und Eva stand die Freude darüber ins Gesicht geschrieben. "Daher freue ich mich sehr dass ich heute ihre Nachfolgerin vorstellen darf: Oberschwester Leonie." Eine gewisse Erleichterung war spürbar und alle klatschten während Reichert Schwester Leonie ihr neues Namenschild überreichte. Er tat dabei so feierlich als handele es sich um das Bundesverdienstkreuz. Dann bat er Katja zu sich. "Auch wenn dies kein offizieller Titel ist, liebe Katja, Sie sind ab sofort die Stellvertreterin der Oberschwester." Auch hierzu gab es breiten Applaus und Heike brachte den Servierwagen mit Schnittchen und Orangensaft herein.
Eva, Svenja, Alex und Martin gratulierten beiden zu ihrer jeweiligen Beförderung. " Das ist ein gelungener Tag", meinte Svenja erleichtert. "Der Drachen ist weg und es gibt sogar noch lecker Häppchen." Eva stimmte zu. Sie war sehr erleichtert, hatte sie doch im letzten Jahr einige Male einen unangemessen starken Rüffel erhalten und auch die ein oder andere Träne vergossen. Doch das war nun Vergangenheit.

"So, und jetzt wieder freudig ans Werk", beendete Reichert das gemütliche Beisammensein.

"Chefin, gibt es jetzt kulantere Regelungen hinsichtlich der Raucherpausen?", wollte Svenja sofort wissen.

(Fortsetzung folgt)

Leonie überlegte. Sie wusste selbst, wie nötig die Zigarettenpausen bei dem stressigen Alltag auf der Station waren. Selbst hatte sie es leichter gehabt. Durch ihre Stellung als Stellvertreterin und ihre Bekanntschaft mit Dr. Bernstein hatte die Oberschwester sie nie so streng behandelt wie die anderen Schwestern. Insbesondere die jüngeren bekamen den eisernen Besen zu spüren. Aber Leonie wusste auch, dass sie nun eine neue Rolle hatte. Bisher war sie der ausgleichende Part, der ein gewisser Gegenpol zur überharten Oberschwester war. Nun musste sie die Zügel anziehen, damit nicht der Schlendrian einziehen würde. "Was wir hier verändern werden, teilen Katja und ich euch am Freitag in einer gemeinsamen Besprechung mit", erklärte Leonie. Sie war bestrebt Katja in alle Entscheidungen mit einzubeziehen. Leonie wollte auch hier anders agieren. Manche Entscheidung der Oberschwester hatte sie zufällig, vom Flurfunk oder Dr. Bernstein erfahren.

Svenja's Freude war hierdurch allerdings ungetrübt.

Beim gemeinsamen Mittagessen gab es natürlich nur ein Thema. Während Leonie weiter auf der Station war und Katja sowie Martin endlich schlafen gehen konnten, waren Svenja und Eva total aufgewühlt. "Jetzt wird alles hier viel cooler", fasste Eva zusammen. Nach dem Dessert meinte Svenja: "Zur Feier des Tages rauchst Du jetzt eine mit uns mit, Alex."

(Fortsetzung folgt)

Zur Überraschung von Svenja und Eva sagte Alex sofort "Ja. Bei der Anspannung heute tut mir das ganz gut." Die beiden nickten zustimmend und machten sich eiligen Schrittes auf den Weg nach draussen. Dort trafen sie Heike, die die gleiche Idee hatte.
"Hi Heike", grüsste das Trio im Chor. Diese nickte nur und zog noch zweimal tief. "Das war heute ein Tag. Stress pur", erklärte sie. Heike war eher Gelegenheitsraucherin und rauchte Marlboro Gold. "Würdest Du Alex eine von Deinen abgeben?, fragte Eva. Sie befürchtete dass Alex die Reds zu stark sein könnten. "Gerne doch", meinte Heike und reichte Alex eine Kippe. Svenja gab ihr Feuer und so rauchte Alex zum ersten Mal mit ihren Kolleginnen.

"Na, wie findest Du die?, fragte Svenja nachdem Alex die halbe Kippe geraucht hatte. "Passt für mich", berichtete sie. "So ab und zu ist das vielleicht doch ganz gut." Die drei anderen nickten zustimmend und rauchten gemeinsam. Die "zweite Runde" fand ohne Alex statt. Heike berichtete über den ganzen "Papierkrieg" den sie an diesem Tag zu bewältigen hatt. Als sie sich verabschiedet hatte meinte Eva: "Alex, wie sieht's aus. Gehen wir heute nach Feierabend Zigaretten kaufen?"

(Fortsetzung folgt)