Morgen geht es los, sagte sich die 18 jährige Alexandra, die alle nur Alex nannten, während sie ihre Sachen packte. Am nächsten Tag würde sie in die 60 km entfernte Großstadt fahren denn Tags darauf begann für sie ein neuer Lebensabschnitt. Mit der Schule war sie fertig und nun stand der Einstieg ins Berufsleben an. Obwohl ihr Vater alles unternommen hatte um ihr ein Studium schmackhaft zu machen war sie bei ihrem Plan geblieben. Alex hatte einen Ausbildungsplatz im Krankenhaus gefunden. Krankenschwester war schon seit langem ihr Berufswunsch gewesen und letztlich hatte sie sich durchgesetzt.

Glücklicherweise gab es für sie einen Platz im Schwesternwohnheim, denn die Mieten in der Nähe der Klinik waren höher als ihre Ausbildungsvergütung. Etwas aufgeregt war sie schon, was sie alles erwarten würde?

Nach einer kurzen Nacht brachte ihre Mutter sie zum Bahnhof und die Reise in mehr Selbständigkeit begann. Auch wenn ihr der Abschied schwer fällt, die Freude ist gross, künftig mehr Freiheiten als unter den Argusaugen ihres strengen Vaters zu haben.

Ihre Ausbilderin, die Stellvertreterin der Oberschwester, holte Alex am Bahnhof ab und zeigte ihr zunächst ihr Zimmer. Hier würde sie in den kommenden 3 Jahren wohnen. Denn das Versprechen, wöchentlich nach Hause zu kommen, würde sie bald brechen. "Es wird höchste Zeit Dich abzunabeln", hatte ihre Freundin Daniela ihr mit auf den Weg gegeben. Alex war fest entschlossen, diesen Rat zu befolgen. "Jetzt komm erst mal an und richte Dich hier ein. Um 12 Uhr gibt es Mittagessen und danach zeigt unser Bufdi euch alles", verabschiedete sich ihre Ausbilderin von ihr. "Euch" wiederholte Alex für sich. "Also fange ich morgen nicht alleine an. Das ist schon mal gut". Alex freute sich auf neue Kontakte denn ihr Freundeskreis hatte sich hinsichtlich Studium bzw. Ausbildung in alle Richtungen zerstreut.

Nachdem Alex ihre Klamotten, einige Bücher und verschiedenen Krimskrams verstaut hatte legte sie sich auf ihr Bett und schrieb Nachrichten an ihre Freundin Daniela, Bruderherz Oliver und ihre Eltern. Dann hörte sie noch etwas Musik und checkte ihre E-Mails.

Um 11 Uhr 50 machte sie sich auf den Weg zum Speisesaal. "Die Treppe runter, links und dann immer geradeaus". Das war kaum zu verfehlen. Was es wohl heute zu Essen gibt?

(Fortsetzung folgt)

Alex betrat den Speisesaal, welcher gerade kaum besucht war. Sie sah sich um. Es sah nett aus, hübsch dekoriert und roch fantastisch. Es schien als würde hier gerade frisch gekocht. Während sie die Speisekarte für diese Woche studierte hörte sie eine Stimme hinter sich. "Hi, Du bist sicher Alexandra oder Svenja. Ich bin Martin. Aber die meisten rufen mich Bufdi." Alex drehte sich um. "Ja, ich bin Alex. Hi Martin." Er grinste. "Sehr schön. Hab ich Dich bereits gefunden. Jetzt warten wir noch auf Svenja, damit ich nicht alles doppelt erzählen muss. Möchtest Du schon was trinken?" Alex nickte. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr getrunken hatte.

Kurz nach 12 kam auch Svenja in den Speisesaal. Martin erklärte den beiden den Ablauf in Kantine sowie Küche im Schwesternzimmer, die Essenszeiten und weitere wichtige Details. "Ach ja, das wichtigste hätte ich fast vergessen. Hier, eure Chipkarten. Ohne die gibt's nichts zu futtern." Dann wurde gemeinsam gegessen, Rouladen mit Rotkraut und Klössen für Alex und Martin, Käsespätzle mit Röstzwiebeln für Svenja.

Nach dem Essen gab es eine Führung durch das Haus und die beiden Neuzugänge hatten Zweifel, ob sie sich hier zurechtfinden werden. "Bis ich mich hier nicht mehr verlaufe, ist die Lehrzeit um", scherzte Svenja. Martin beruhigte. "Das ist jetzt ziemlich viel aber glaubt mir, in 1 Woche habt ihr das raus. Und wenn ihr den Weg mal nicht findet hilft euch jemand weiter. Nur bitte, keine Patienten nach dem Weg fragen. Das wäre echt peinlich." Alex und Svenja nickten zustimmend. "So", erklärte Martin, "Jetzt sind wir durch. Heute um 17 Uhr trefft ihr Eva. Sie ist seit heute im 2. Lehrjahr und hat sich bereit erklärt euch nach Feierabend die Umgebung zu zeigen. Bäcker, Supermarkt und was ihr sonst noch braucht. Ihr trefft sie am Haupteingang. Und jetzt habt ihr erst mal 2,5 Stunden frei." Die beiden bedankten sich bei Martin.

"Boah, das war lange", sagte Svenja zu Alex als Martin sich verabschiedet hatte. "Jetzt muss ich dringend erst mal raus eine Rauchen. Alex, kommst Du mit?"

(Fortsetzung folgt)

"Du rauchst?", war Alex ' überraschte Reaktion. "Na klar, sag bloß, Du nicht?", entgegnete Svenja. "Nö, das ist nichts für mich", fügte Alex hinzu. "Aber ich begleite Dich gerne, etwas frische Luft schnappen." Svenja nahm ihre Schachtel Marlboro Red Long aus ihrer Handtasche. Nachdem das Feuerzeug klickte nahm sie einige tiefe Lungenzüge. "Das war wieder richtig gut", meinte sie als sie aufgeraucht hatte. "Echt Alex, da entgeht Dir was. Das entspannt total."
Alex wollte davon nichts wissen. 2 oder 3 mal hatte sie auf einer Party einige Züge genommen. Grosse Begeisterung hatte es bei ihr nicht geweckt. Und ihr strenger Vater hätte es sicher nicht akzeptiert wenn er sie rauchen gesehen hätte. So stand Alex einfach nur daneben als sich Svenja noch eine zweite Zigarette anzündete.

Danach gingen die beiden auf ihre Zimmer, welche nebeneinander und gegenüber der kleinen Küche lagen. Hier konnten die Bewohnerinnen der Etage Kaffee und Tee kochen. Ausserdem gab es 2 Herdplatten und eine Mikrowelle. Schliesslich gab es nach der Spätschicht keine Möglichkeit, sich in der Kantine zu verpflegen. Ausserdem verfügte die Küche über einen grossen Kühlschrank. Hierin gab es für jede ein eigenes Fach welches mit den jeweiligen Namen beschriftet war.

Alex nutzte die freie Zeit um einige Nachrichten zu schreiben und zu sehen, was sich bei Insta getan hatte.

Kurz darauf klopfte es an ihrer Tür. Svenja schlug vor, die Etage zu besichtigen und den Aufenthaltsraum zu suchen. Sie hoffte, dass es dort auch einen Fernsehapparat gab. Schliesslich wollte sie nicht verpassen wie es mit ihrem Schwarm aus der Daily Soap weiterging. Alex begleitete sie gerne. Natürlich wollte sie auch wissen, wie es hier aussah und Svenja war ihr vom ersten Moment an sehr sympatisch. Als die beiden alles erkundet hatten blieb noch eine knappe Stunde bis zu ihrem Treffen mit Eva. Svenja ging nochmal rauchen während Alex die freie Zeit nutzte um Daniela anzurufen und ihre ersten Eindrücke zu schildern. Danach kümmerte sie sich noch um die Pflege ihre langen schwarzen Haare, die bereits die Blicke einiger Jungs auf sich bzw. sie gezogen hatten.

5 vor 5 trafen sich beide -wie vereinbart- und machten sich auf dem Weg zum Haupteingang. Beide waren gespannt die nähere Umgebung zu erkunden und freuten sich, dass ihnen "ortskundige" Begleitung angeboten worden war.

(Fortsetzung folgt)

Punkt 5 standen die beiden vor dem Haupteingang und warteten. Eva kam mit etwa 10 Minuten Verspätung. Sie war nicht sehr gross, etwa 1 Meter 60. Zum Ausgleich hatte sie eine erstaunliche Oberweite. Ihre naturblonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden.
"Hi, ich bin Eva, ihr beiden seit Svenja und Alexandra?" Die beiden nickten und Eva setzte fort: "Sorry, ich bin etwas spät." "Kein Problem", meinten die beiden fast im Chor. Und Svenja fügte hinzu: "Nett von Dir, dass Du Dir Zeit für uns nimmst." "Aber klar doch, gerne", sagte Eva während sie in ihrer Handtasche kruschte. "So ein Mist, jetzt hab ich meine Kippen vergessen." Svenja griff in ihre Jackentasche. "Ich helf Dir gerne aus, möchtest Du eine von meinen", bot sie an. "Wie geil ist das, Du rauchst auch Reds 100", jubelte Eva und griff sofort zu. Nachdem das Feuerzeug klickte nahm sie einige tiefe Lungenzüge. "Vielen vielen Dank. Das tut gut und war jetzt echt nötig." Svenja grinste. Mit Eva war sie -zumindest diesbezüglich- auf einer Wellenlänge.

Als Eva aufgeraucht hatte begann der Rundgang. "Ich zeige euch jetzt die wichtigsten Versorgungsstationen ausserhalb des Klinikgeländes. Zunächst hier die Bäckerei. Die haben echt das beste Brot und auch lecker Teilchen. Versorgen müssen wir uns selbst, das wisst ihr sicher." Die beiden nickten und der weitere Weg führte zu einem kleinen Einkaufszentrum. "Hier gibt es fast alles", setzte Eva ihre Ausführungen fort. "Schuhe und Klamotten, Drogerie, Bioladen, Supermarkt, Metzgerei mit Imbiss und Buchhandlung. Ach ja, und das wichtigste: einen Tabakladen," führte Eva schelmisch grinsend dazu. "Wartet ihr kurz, ich hol noch schnell Zigaretten."

Als Eva zurück war steuerte sie zielstrebig eine Parkbank an. "Rauchen wir noch eine?". Svenja hatte dagegen natürlich nichts einzuwenden. "Willst auch eine?", bot Eva Alex ihre offene Schachtel an. "Nein danke. Ich rauche nicht." Eva konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "So war es bei mir bis vor einem Jahr auch. Aber dann dauerte es keine 2 Wochen bis ich auch geraucht habe. Wir Schwestern rauchen alle, also bis auf die Oberschwester. Ich bin mal gespannt, wie lange es bei Dir dauert."

Svenja erzählte dass sie bereits seit der 8. Klasse rauche, was Eva sehr cool fand. Dann kam das Gespräch auf seinen ursprünglichen Grund zurück. "Was noch sehr wichtig ist, ist die Löwen Apotheke hier. Nicht nur falls ihr mal was braucht. Das Krankenhaus arbeitet mit denen zusammen und ihr werdet öfters mal einen Botengang zu erledigen haben. Das ist übrigens der einzige Grund aus dem ihr während der Arbeitszeit das Klinikgelände verlassen dürft. Unser Dra..., also ich meine unsere hochverehrte Oberschwester, ist da sehr penibel." Alex und Svenja nickten. Eva ging noch auf einige weitere Läden in der Nähe ein bevor sich das Trio nun von der Parkseite wieder der Klinik näherte.

"Das war's von meiner Seite. Habt ihr noch Fragen?". Eva sah beide erwartungsvoll an. "Darf ich in meiner Pause das Gelände verlassen?", wollte Alex wissen. "Das darfst Du natürlich", antwortete Eva. Svenja wollte nun wissen welche Regelung bezüglich Raucherpausen gelte. "Also", setzte Eva an, "da gibt es einen offiziellen und einen inoffiziellen Teil. Offiziell 2 pro Schicht und es muss ausgestempelt werden. Das gilt ganz besonders wenn die Oberschwester Dienst hat. Jetzt kommen wir zum inoffiziellen, was ich euch natürlich nicht gesagt habe. Wenn Schwester Leonie -sie ist übrigens eure Ausbilderin- das Regiment führt ist es hier lockerer. Dann könnt ihr mal eine zusätzliche Raucher Pause einlegen. Leonie qualmt selbst." Eva grinste und Svenja nickte begeistert.

"Wenn ihr noch Fragen habt könnt ihr auf mich zukommen. Mein Zimmer ist auf der gleichen Etage wie eures. Ausserdem sehen wir uns sowieso fast täglich." Eva verabschiedete sich und Alex und Svenja entschlossen sich, im Supermarkt ihr Abendessen zu organisieren. Während Svenja noch eine weitere Zigarette rauchte holte Alex ihren Rucksack um sämtliche Einkäufe bequem transportieren zu können.

(Fortsetzung folgt)

Als die beiden im Supermarkt ankamen wurden sie sofort von einem jungen Mitarbeiter, er war Auszubildender im 2. Lehrjahr, angesprochen. Er pries die Vorzüge der digitalen Kundenkarte des Marktes an. Svenja hatte hieran kein Interesse, aber Alex war sofort begeistert und lud die App auf ihr Smartphone. "Du bekommst für jeden Euro Einkauf einen Treuepunkt und zusätzlich exklusive Coupons mit Mehrfachpunkten oder Rabatten. Diese Woche haben wir doppelte Punkte auf Süsswaren und 1 Euro Sonderrabatt auf Tiefkühlprodukte", warb Azubi Michael für das Produkt. Svenja war davon und von dem Süssholzgeraspel in Richtung Alex genervt. Diese liess sich alle Vorzüge erklären und informierte sich über die Treueprämien, die angeboten wurden.
"Ich hoffe, wir sehen uns öfter", beendete Michael sein erfolgreiches Verkaufsgespräch. Danach versuchten die beiden sich im Markt zu orientieren.

Neben Brot (der Bäcker hatte bereits geschlossen), Wurst und Käse für Abendbrot und Frühstück nutzte Alex gleich das Angebot an Süsswaren um sich einen kleinen Vorrat "Nervennahrung" zuzulegen. Frisches Obst rundete den Einkauf ab. Alex weihte sofort ihre Rabatt App ein und verstaute die Einkäufe.

Auf dem Heimweg begann Svenja zu lästern: "Hast Du Dich von dem Milchgesicht einseifen lassen. Wundert mich dass Du ihm nicht noch Deine Handynummer gegeben hast."
Alex konnte das nicht nachvollziehen: "Er war doch wirklich nett und hat mir alles im Detail erklärt. Ich werde dort jedenfalls öfter einkaufen, da lohnt sich das echt. Dein Kommentar mit der Handynummer ist echt schräg." Svenja, die sich mittlerweile ihre nächste Zigarette angezündet hatte, konterte: "Jetzt sag nur Du hast nicht bemerkt wie der Dich angeflirtet hat. Das war echt aufdringlich." Alex sah das anders. "Er war einfach nur nett. Bist ja nur neidisch dass er zuerst mich angesprochen hat."

Der sich anbahnende kleine Streit endete erst in der Küche. Als die beiden ihre Einkäufe im Kühlschrank verstaut hatten kam Eva, die einen Tee kochen wollte. "Na ihr beiden, schon einkaufen gewesen?". Beide nickten und zogen die Unterhaltung mit Eva weiteren Streitigkeiten vor.

Nach dem Abendessen ging Alex auf ihr Zimmer und ließ den Tag Revue passieren.
Sie stellte den Wecker auf 5 Uhr 30. Am kommenden Tag sollte sie bereits um 6 Uhr 30 im Schwesternzimmer sein und beim Frühstück für die Patienten ihren ersten Dienst leisten. So stand es auf dem Zettel den Schwester Leonie unter ihrer Zimmertür durchgeschoben hatte.

(Fortsetzung folgt)

Alex war schnell eingeschlafen und dadurch bereits kurz nach 5 Uhr wach. Sie öffnete das Fenster und hörte einige Vögel in unmittelbarer Nähe zwitschern. Nach dem Duschen dauerte es, bis sie ihre langen schwarzen Haare geföhnt hatte. Erfrischt begab sie sich in die Schwesternküche. Käsebrot, ein Apfel und 2 Tee konnte sie in aller Ruhe zu sich nehmen. Als sie fertig war schlurfte eine andere Schwester, welche Alex noch nicht kannte, im Halbschlaf und ohne Alex zu registrieren, zur Kaffeemaschine.

Da es noch zeitig war schickte sie ihrem Bruder eine Nachricht. Dann zog sie erstmals ihre "Dienstkleidung" an und steckte ihr Namenschild an. "Schwester Alexandra" stand hierauf in fetten schwarzen Buchstaben geschrieben. Daneben prangte das rot-orange Logo der Klinik. Stolz machte sie hiervon ein Selfie und begab sich auf den Weg.

Im Treppenhaus traf sie Eva die gerade ihre beiden Frühstückszigaretten geraucht hatte. Sie wirkte noch etwas verschlafen und erklärte, dass sie erst kurz vor 7 erscheinen würde. Die Einführung benötigte sie schliesslich nicht mehr.

Alex war überpünktlich und somit als erste da. Sie war aufgeregt. Am Vortag war nur die Erkundung gewesen, heute würde es nun "richtig losgehen". Punkt 6 Uhr 30 kam die Oberschwester. Mit einem wenig charmanten "wenigstens eine von den beiden ist pünktlich" wurde Alex begrüsst - falls man das dies so nennen möchte. Svenja kam 5 Minuten zu spät, den Grund hierfür konnte Alex sofort riechen. Hierfür gab es die erste Standpauke. "Pünktlichkeit und Disziplin" kamen hierbei in jedem Satz gefühlt mehrfach vor. Wenige Minuten vor 7 trudelten die Kolleginnen ein und ab Punkt 7 wurde das Frühstück den Patienten serviert. Alex wurde hierbei von Schwester Leonie angeleitet während Svenja sofort unter der Fuchtel der Oberschwester stand.

Kurz nachdem alle Patienten versorgt waren gab es einen ausführlichen Einblick in den Alltag auf der Station. Bevor der Stationsarzt seine morgendliche Runde absolvierte wurde das benutzte Geschirr eingesammelt. Es war nun 9 Uhr, die Zeit war wie im Flug vergangen. Svenja hatte nun das dringende Bedürfnis nach einer Zigarette, doch nach der Standpauke traute sie sich nicht hinaus zu gehen. Allerdings - noch 2 Stunden ohne ihre geliebten Glimmstängel würde sie kaum durchhalten.

(Fortsetzung folgt)

Alex durfte den Stationsarzt Dr. Bernstein auf seiner Runde begleiten. Sein Name versprühte in der Klinik noch immer grossen Klang denn sein Vater, Prof. Dr. Bernstein, war jahrelang Chefarzt bis er vor einigen Jahren in den verdienten Ruhestand gegangen war. Einige munkelten dass der Junior eines Tages auch Chefarzt werden würde. Aber das stand aktuell nicht zur Entscheidung an, denn der amtierende Chefarzt war erst 55 Jahre alt.

Dr. Bernstein nahm sich viel Zeit für seine Patienten, so dass die Visite bei ihm oft doppelt so lange dauerte wie die einiger seiner Kollegen auf anderen Stationen. Alex war begeistert und versuchte möglichst viel von seinem umfangreichen Wissen aufzusaugen. Ein Medizin Studium hätte sie auch interessiert, aber mit einem Abi Schnitt von 2,2 war sie von einer Zulassung meilenweit entfernt.

Als die Visite beendet war beorderte die Oberschwester alle in das Stationszimmer um die Planung für die kommenden Tage bekanntzugeben. Alex war für Samstag für den Nachtdienst eingeteilt, zusammen mit Ihrer Ausbilderin. Dies gab ihr einen guten Grund dieses Wochenende bereits ihren "Heimatbesuch" abzusagen. Den Sonntag hatte sie dafür komplett frei. Eine gute Gelegenheit um die Umgebung weiter zu erkunden.

Um kurz vor 11 Uhr ging es für sie in die Kantine. Es gab Spaghetti Bolognese und dazu nahm sie einen Salatteller. Svenja kam 10 Minuten später zu ihr an den Tisch. Vor dem Essen hatte sie erst 2 Zigaretten gebraucht. "Boah, war das ätzend", kotze sie sich bei Alex aus. "Die alte ist ein Drachen". Alex hörte mit halbem Ohr den Ausführungen zu während sie noch das Dessert, Schokoladepudding mit Fruchtstückchen, genoss. Für Alex war es gut gelaufen. Sie war zufrieden und freute sich bereits auf den Nachmittag. Bis 16 Uhr ging ihre Schicht, danach wollte sie im Einkaufszentrum den Bioladen besuchen und beim Bäcker mit dem -laut Eva- besten Brot, einkaufen.

"Wie war es bei der Visite", fragte Svenja und riss Alex damit aus ihren Gedanken. "Sehr interessant. Ich habe viel interessantes erfahren. Dr. Bernstein hat alles ausführlich erklärt. Das war ein gelungener Einstand", führte sie aus. "Da hattest Du es gut", meinte Svenja. "Ich musste mit dem Drachen knappe 2 Stunden aushalten." Alex dachte, aber sprach es nicht aus: selbst Schuld wenn Du schon am ersten Tag unpünktlich bist.

Während Alex sich langsam auf den Weg zurück zur Station begab gingen Svenja und Eva nochmal zum Rauchen.

(Fortsetzung folgt)

Nachdem sich die Schwestern gestärkt hatten ging es zurück auf die Station und die Patienten bekamen ihr Mittagessen. Als das benutzte Geschirr eingesammelt war gab es eine kurze Pause. Die meisten Kolleginnen nutzten diese für eine oder zwei Zigaretten. Alex blieb im Schwesternzimmer und kochte einen Tee.

Der weitere Ablauf der Schicht war unspektakulär. Alex lernte noch Herrn Reichert kennen. Er war der Leiter der Verwaltung und als solcher der disziplinarische Vorgesetzte der Schwestern und Pfleger. Alle Ärzte unterstanden dem Chefarzt. Herr Reichert bemühte sich stets alle unnötigen Ausgaben zu vermeiden und motivierte auch Alex und Svenja zur Sparsamkeit. "Die besten Sparvorschläge werden jährlich mit einer attraktiven Prämie belohnt", ließ er die beiden abschliessend wissen.

Um 16 Uhr war für die "Frühschicht" Feierabend. Als Alex gerade mit ihrem Rucksack ihr Zimmer verlassen hatte traf sie Svenja auf dem Flur. "Alex, gehst Du einkaufen?" Diese nickte. "Tust Du mir einen Gefallen, bring mir doch bitte 2 Schachteln Reds 100 mit. Die hat der Automat nicht." Bevor Alex antworten konnte setzte Svenja nach. "Das ist ganz lieb von Dir. Hier hast Du einen Fuffi." Alex stand verdutzt mit dem Geldschein in der Hand auf dem Flur während Svenja bereits in ihrem Zimmer verschwunden war.

(Fortsetzung folgt)